C A S T O R S  W E L T E N R E I S E

                                                                                                                        - ein musikalisches Märchen -

 

 Dichtung: Michael Stoll

Musik: Matthias Maruhn, Michael Stoll

Uraufführung des CASTOR in Radolfzell 1988 

Tonaufnahme-CD Eröffnungslied Detmold 1989 mit Thomas Jensen / Matthias Maruhn / Michael Stoll

 

Refrain:

Castor, weit ist dein Ziel

hin zum Berge Neman

durch fremdes Land

Mali und Beatudini

Schönheitsabglanz, Hass und Spott                                            

oft verwirrtes Menschenkind

geht seinen Weg

 

Eine Flocke Wasser durch die Lüfte fliegt

ein Samen keimt befreit im warmen Sand

die Pflanze wächst zur stolzen Blüte

wird bestaunt und gern gesehen

Castor, freies Menschenkind

wie ist das Leben lieben

wenn man strebt zur Blüte Pracht

 

        Refrain:

 

Beton lehrt starkes Gras den Weg sich suchen

Verloren, wer das Licht nie sah

Versprengter Stein am Wegesrand

zeugt von des Weichlings Kraft

Castor, waches Menschenkind

hält mit den Fesseln Krieg

ohne Hass und Niedertracht

 

       Refrain:

 

Die Pflanze stirbt, der Stein zerfällt

Nacht bricht an

Der Vorhang fällt, die Weiche schnellt

Erdlings Macht zerfällt ins Nichts

Castor, reines Menschenkind

das Ziel war Dir bekannt

dein Flug fängt wieder an

 

 


In und vor denkbaren Zeiten ward Castor, das freie Menschenkind geboren.

Noch wusste es nichts vom Berge Neman und kannte keine fremden Länder.

 

                 Kerimanusari et masuria

                 tanzend in der Sonne

                 dunstger Regenschlag

                 Ameisen tragen Nadeln

                 frei tanzt er im Kreis

 

                 Kerimanusari et masuria

                 herbstlich wehn die Blätter

                 nackt steht bald der Baum

                 Murmel sucht ein Winterhaus

                 frei tanzt er im Kreis

 

                 Kerimanusari et masuria

                 Schneeflocke im Winter 

                 Boden hart und karg

                 Eichhorn sucht nach Nüsse

                 frei tanzt er im Kreis

 

                 Kerimanusari et masuria

                 im Frühling blühn die Veilchen

                 Wasser rauscht hinab

                 Buhler sucht die Buhle

                 Castor tanzt noch frei


 

 

Castor , das freie Menschenkind lebte auf dieser Erde im Kreislauf ohne Widerstände, leicht befußt im freien Tanz.

Doch das unabänderliche Gesetz des Zeitenwechsels ergriff auch Castor.

Aus dem Kreis wurde er gestoßen; Viel Kampf entstand, das Neue im Verlorenen zu schließen; aus Schutz und bloßer Gegenwehr, - ahnt viel und versteht nicht mehr.

 

                    Er weiß nicht wie

                    Er weiß nicht wo

                    Überall hin 

                    Überall her

 

                    Alles scheint zu sein

                    und nicht zu sein

 

                    Verwirrnis überall

 

                    Einmal oben

                    Einmal unten

 

                    Konfus, Auflösung in Allem

                    Keine Form, kein Sinn

                    Verwirrnis


 

Aber auch diese Zeit dauerte nur ihren Schlag und Castor begann zu suchen, was er nicht weiß was verlor.

 

Refrain:  Der Glanz des stillen Diamanten

              hält Einzug in des Irrenden Blick

              gebannt ist er auf Zeit

              und dient doch als Schlüssel nur

 

              Castor - nehmen wir die Wälder - geht einher

              er, der verlorene Kreistanzbruder

              mit Missfall hört er Spatzgeläut

              darum flieht er diesem Lautgehäuf

 

Refrain:

 

              Auf gefälltem Baum verharrt er ohne Sinn

              da kommt ihm plötzlich Kraft in seine jungen Glieder

              er sieht am Horizont ein sonderbar neu Licht

              der Gang drauf zu verscheucht es nicht

 

Refrain:

           

              Der Quell des Lichtes war ein Diamant

              das Funkeln stammt aus Castors eigener Hand

              Gier ihn zu besitzen war fortan sein Ziel

              aber bekommen hat er so ihn nie

 


Castor warf jetzt alle neue Kraft, die ihn aus dem Band gebracht, in Richtung auf den schönen Stein, wirksam kalt und unerklärlich.

Alles, was um ihn herum vergaß Castor und die Blindheit macht ihn dumm, dass er in Räume tritt, die sonst sein Auge hätte kaum gesehn.

Er folgt, in Umnachtung helle, den ausgetretenen Pfad der Spatzenschar und spürt das Pickenziehen kaum, in seinem Kopf ist der Traum.

 

            Geballte Erdlings Faust

            hält gestreckt vor Castors Haupt

            Er sieht seinen Traum

            und spürt die Macht noch kaum

 

            Aber bei jedem Spatzengleichwertschritt

            spürt Castor sie brutal im Genick

            Sein Aufbegehren, verschrecktes Erwachen

            spült Öl auf der Häscher Ausbrennlappen

 

            Erblasst sieht Castor sich zum wilden Tier

            in Abwehrhandlung treiben

            So zieht ihn Erdlings Macht

            gefährlich weit hinab

 

            Die Rettung aus der Hässlichkeit

            kommt aus Castors Wehrwachheit

            Er gräbt sich tief in sich hinein

            begegnet jeden Angriff im Versteck

 

            Allein ist Castor wie noch nie

            das Licht der Wärme so fern

            und zum Wüstengängertragetum

            fehlt ihm noch der harte Kern  noch


 

 

Entsetzlich      -     jede Enge

Entsetzlich      -     Grämerei

Entsetzlich      -     endlos haftend Schmutz

 

Castor befreit sich von der Kleidung

Hinein ----

Der Strom fließt mit klarer, starker Kraft

 

Castor wiegt sich ein

Durch und durch erfasst ihn die Kühle des Stromes.

Der Traum, der ihn in die Arme der Hässlichkeit warf, regiert nicht mehr .

 

Castor entsteigt dem Bad

geklärt und stehend überblickt er den Strom,

kehrt ihm den Rücken

 

sieht den Staub

sieht den unglaublichen Makel

sieht die gewaltige Dummheit

 

(Kehrlied der drei großen Fragen)

 

WARUM so viele Ecken?

WARUM bin ich so dumm?

WARUM dieses Aus-ein-ander-klaffen?

 

--- ab hier fragt er bis zum Lückenschluss und die große Bewusstheit gesellt sich zu Castor, ohne die kein Fortkommen wäre.

 

Im bewusstlosem Zustand war Castor zum Fluss gelaufen. Mit geklärtem Blick ging er nun des Uferhang des Flusses

hinauf. Oben bei der Böschung angekommen, konnte er das ihm unbekannte Land ringsum überblicken.

Es war Castor gleich wohin sein Weg gehen sollte, er war nur begierig die Dinge ohne Traumverzerrung zu begreifen.

 

Es flog ein Schwarm Vögel in einem nah gelegenen Wäldchen auf. Castor begriff dies als Zeichen und macht sich dorthin auf den Weg.

Es war warm ; Castor blieb bisweilen stehen und erholte sich im Schatten. Da sah er eine Schnecke mit ihrem wohlgeformten Schneckenhaus gemächlich des

Weges ziehen.

 

 

Langsam wandernder Sonnenstrahl

Auf starkem Schildblattstahl

Die Schnecke ist in sich, ein Haus gehört nur ihr

 

Refrain: Mücken surren im Abglanzlicht,

            schnell, kurz, nervös

            ist ihr Flug

 

Schnecke, langsam ist dein Gang

aber sicher kommst Du an

Bemessen, gemessen, genau gehst Du voran

hörst Mückensurren kaum

 

Refrain:

 

Siehst vor Dir Unheilsohlen schon lang

Und nützt jede Erntezeit

Du fällst nicht auf Schnecke,

bis man nach Die suchen wird

 

Refrain:

 

Die Zeit der Mücken ist vorbei

Obgleich Kadaver noch und noch

Schnecke --- was tun

In dieser schnellen Zeit?

 

        ... langsam wandernder Sonnenstrahl ... in dieser --- Zeit

 

 

Im Geiste gestärkt machte sich Castor nun weiter auf den Weg. Bald verlangte sein Körper nach Wasser, da die Hitze sehr groß war. Es war jedoch nirgends eine

Quelle zu erspähen.

Als Castor verdorrte menschliche Leiber verstreut liegen sah, bekam er es mit der Angst zu tun ---.

Da dachte er an den Rat der Schnecke.

 

Castor sah das Wasser, welches er suchte, denn der Durst drängte ihn immer mehr nach diesem, nicht auf der Ebene, der tiefen Fläche, wo dörrend die Leiber der

Lechzenden lagen, sondern auf hoher Warte, von der er die Gegend überblicken konnte, und so den rettenden Quellgrund sah.

So kam die Rettung über die Lehre der Schnecke, deren Bedachtsamkeit und Weitsicht Castor sich zum Beispiel genommen hatte.   

 

Weit überblickt das Land

wer die Ruhe wählt

Castor erklomm den Hügel

und sah den Quellgrund rasch

 

Vorbei an Lechzenden, die der Durst

bis zum Ende quälte

Castor beruhigte mit beiden Händen tief

ins Nass die pelzige Zunge

 

Kreuz und quer rannten sie

Nur den Durst im Nacken

Die Kräfte waren bald erschöpft

unentdeckt die Quelle

 

Das Ziel vor Augen, ruhig

Den Weg bewusst erkannt

So war die Quelle schnell erreicht

Castor half der Schnecke Rat

 

 

Klar zeigte sich Castor, wie notwendig das Auffinden des eigenen Zeitmaßes ist, da nur die ruhige Überlegtheit ihn rettete.

Aber dieses Erlebnis machte Castor eitel und so abgrundtief dumm:

Er sah ein Gebirge vor sich und bekam große Lust, es zu überwinden.

Schwierig war der Aufstieg, aber Castor fühlte sich leicht und sicher, vertraute er doch seinem eigenen Maß.

Auf dem Höhenweg angekommen sah er nur kurz in die Tiefe hinab, um sogleich, den Blick der Sonne zugewandt sich übermächtig fühlend, den Gebirgsrücken auf einem schmalen Pfad entlangzumarschieren.

Diese Überheblichkeit beweist sich als Irrweg, was Castor schmerzlich spürend erfährt.

 

                 Ehemals Traumtänzer, nun Höhentänzer

                 Castor, wo läufst Du hin

                 Das Haupt erhoben, unbeachtend

                 läufst Du den falschen Pfad

 

                 Er verkennt die Gefahr

                 und deucht sein Licht leuchten

                 Die Tiefe ist so fern

                 und die Höhe doch so nah

 

                 So kommt der halbfatale Ausgang:

                 Castor tritt den Boden falsch

                 Voran fliegt ein kleiner Stein

                 der Höhentänzer stürzt

 

                 Fünf, sechs Meter abwärts liegend

                 zerschunden das Gesicht

                 mühsam sich sammelnd 

                 spürt Castor, wer er ist

 

                 Castor sieht beschämt seinen Schritt

                 Erkennt die Anmaßung, spürt den Schmerz

                 Bewacht und wach läuft er nun voran

                 kann den Fingerzeig spüren

 

Castor weiß nun um das Wesen der Anmaßung und ist dankbar für die Weisung.


 

Castor lernt, was MASSHALTEN bedeutet.

 

Castor erfährt das Geheimnis der Harmonie.

 

        Harmonias, halt ein

        bei ihm, der den langen Blick noch trägt

        Harmonias halt ein

        biet deine Stufe 

 

 

Castor geht seinen Weg mit offenen  Augen.

 

Wut, Wildheit, Unlust, Verblendung, alles wonach die  Sehnsucht nicht

aber Dummheit, den Menschen treibt ---

 

Dann:

 

Warmherzigkeit,

klarer Blick

Mitfühlen aus Notwendigkeit

unverkrampftes Hingeben

 

Einfach lernt dies Castor nicht. Auf das Lied-vom-kurzen-Fall folgen noch viele Bremserfolge.

 

 

Es singt sich das Lied der Liebe

frei und unbefleckt

wenn der Weg zu ihr

wahrhaft hart, auch kalt ist

 

 

Es singt sich das Lied der Liebe

hin zu einer Kristallwelt

keine Flucht

tiefes Verstehen

 

 

Es singt sich das Lied der Liebe

frei

auf befohlenen Wegen