Eine Dichtung von Michael Stoll aus dem Jahre 1988

Die Bilder stammen von Jürgen Knobel

 

 

 

Ein-blick

nicht mehr

 

Fragment

aus All-em

 

Von Einem

zu Allem        

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

         MERGAT

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlassenes Land

du Heimatboden, ¾ Du!

Jetzt spuckst uns an,

da wir nicht mehr kindisch - unbewusst

 

¾ als wir noch leicht drehten

unsere Hände gewöhnbar

in Umständen lagen;

benutzten Gewohnheit

im dämmernden Zustand.

 

Worte stecken voller Leben,

was wir rauschend in uns geben

Jedoch ¾

die Fensterflügel bleiben,

es kreisen die bedrückenden Gräben.

 

Schwermut hat Lang-weil

möchte Rente sehen;

noch treibt sie in Verwendung,

lässt keine Ruh.

 

Eine Möglichkeit:

Am betauten Sommermorgen,

ohne Qual der Blindheit

 

Hinaus!

 

 

 

 

Mergat hat genug vom Leben in der Stadt.

Mergat beginnt abtrünnig zu werden.

Mergat will den Ort der Herkunft verlassen.

 

 

In der Stadt verhält sich Mergat uneindeutig:

 

Was sich eines Halben und Getrennten offen zeigt, beläd Mergat bei kritischer Hinsicht mit Härte und Abscheu, oder er verklärt es, Verluste zu ersetzen.

 

 

So sind erbauliche Geschichten von einem Arkadien, mit Wettläufen langbeiniger Atalantes recht für Mergat, sich nähernder Düstigkeiten

zu erwehren.

 

 

Nimmermüder Grieche

 

Auf einem Stein

sitzt ein alter Grieche,

fest den Marmor im Auge,

nur dieser interessiert ihn;

derweil die Palmen

verdorren

Tode an Kreuzen

vergehen

¾ und doch

der Marmor - immer weiß -

bis zur Nacht...

 

Dabei Mergat auch die Wolken vernimmt, welche sich bedrohlich über sein Arkadien senken, und bemerkt bisweilen unter Scham die allgegenwärtig überdeckende Blindheit.

 

Schreiender Kranker

 

Es holt sich das

sprudelnd-dickflüssige

Blut

nie der Ästhet ¾

lässt krustenverschminkt

den Entarteten abseits,

sein Geifern

ihn sonnabendlich

nicht störe.

 

 

Nicht mehr länger will Mergat am ungestörten Eigengesang der verbündeten Kleinwelten teil-haben.

 

Status einer Eigensucht

 

Wie sehr wird der Wirrsal

weit - bis

eine Blende gesetzt:

 

Wehend die Kleider,

weiß, und durchbrochen

vom schillernden Grün

auf der Schaukel, schwingend

den Frühlingsduft einatmend

die ewigen Märchen von Blüten

 

... der Körper zerfressen wird,

bis an die Vorderhaut

gleich von Ameisen

versetzte Krötenleiber,

die Augen leblos, glotzend!

 

 

 

Aber noch ist das Heldentum allorten flimmerbar,

der Welten Errungenschaften groß und herrlich!

Und dies stets mit unmerklichen Abstrichen...

 

 

 

 

 

Ermarster Mars

 

Tief über der Wüste

rast der Fehlflug

des Donnergeschoßes

und vernichtet Reisschalenfelder

Erschreckt blicken die mageren

Gesichter auf ¾ verzerrt

der Reis, rattenvertreten und verfault in den Plastiktüten

mit Spitzhänden vom Überfluß hervorgewürgt.

 

 

 

 

 

 

 

 

MERGAT AHNT URSACHEN ¾

 

Engdorn

 

Es stehen zwei Besucher

dieser Landschaft nebeneinander

 

Von einer Anhöhe aus betrachten sie gemeinsam mit ihren Fernrohren

beschreibend das Sichtbare, das Land

 

Zwei Kinder stellen sich

auf die Mauer,

vor dem Abgrund

vor den Fernröhrern auf

 

Die Fernröhrer schwenken

mit ihren starken Linsenköpfen,

stoßen - aus Versehen - die Kinder hinab

 

Das starke Schreien der Kinder,

schwächer werdend,

lässt den beiden Weitblickern

entsetzt das Fernrohr

aus der Hand gleiten

 

¾ UND MÖGLICHE FOLGEN

 

 

 

Aufbruch

 

Genug den Pestmahner gespielt!

Auf den Schinderkarren gesetzt und hinaus!

 

Mergat beginnt hastig loszulaufen.

Die Stadttore schließen sich hinter Mergat.

 

Weit?

 

Wohin?! 

 

Abseits aufdrängend die gewaltigen Kehrhaufen;

mit ratimorigem Geflüster (dem Ruf des verbürgten sittlichen Verstandes) wird Mergat umworben, stehenzubleiben:

 

War ihm nicht die Gunst der Besonnung gewährt?

 

Ist es nicht eher das trotzige Davonlaufen eines kurz enttäuschten Kindes, mit der Ernst-haftigkeit eines verbitterten Rückkehrwillens?

 

Zu berechtigt dies Gesplirr:

 

Mergat, in der Gemeinschaft das Spiel gewohnt, waren vollendete Konsequenzen unbekannt.

 

 

          Das Lied von den Jungkatzen

   

 

          Spielen heißt das Spiel!

        

          Es fliegt der rollende Korken

          als Mausersatz durch die Luft

         

          bis der Milchnapf gefüllt,

          schmatzend der Magen

          beruhigt

 

          Dann

          schnurrend gelegen

          Weiter voran

          mit dem Korkenspiel!

 

          Was sonst?

 

 

 

Mergat versucht den Abschied vollkommen zu geben, aber es ist nur die Vollkommenheit eines unbeendeten Spiels, was für eine Trennung genügt. 

 

 

 

        Abschied

 

 

        Hört das Rufen auf

        nach dem längst Beendeten;

        Gebt Möglichkeit

        in Frieden zu ziehen!

 

 

        Ihr fragt nach unserem Begehr ¾

        ich sage es Euch nicht;

        Singt doch das Lied der Zeit

        frisch verklärt durch euer blindes Sein!

 

 

        Wir ziehen in kein neues Land;

        Wir kennen kein Gesetz was neu;

        haben genug

        von Krustenblut

        wollen ... !

 

 

        Wir gehen hinaus,

        ziehen hinauf und ab;

        Hört unseren Gesang

        nicht als Schlachtgeläut, sondern

        spürt es als ein Wiegenlied!

        Auf, dass wir sicher gehen

        ohne Wunden stark

        und glaubt, dass wir

        das Beste wollen,

        ohne uns misszuverstehn. 

 

 

Nach diesem Gesang kehrt Mergat der Stadt den Rücken.

 

 

 

 

Rückschlag

 

Als der Blick zur Stadt vom ersten schwungvollen Hinforteilen verdrängt, ein Rückgang unmöglich ist, wird Mergat der Weite des Alls gewahr.

Ihm geschieht Übel hierbei.

Wo kann er seine Vorstellungen mit dem nektarsüßen Rückprall der aufmerksamen Aufnahmebereitschaft seiner gebündigten Gesinnungsgeschwister, den Unentbehrlichen, zum Ansatz bringen?

In der Stadt ist der Bruchbogen leicht aufgewiesen, leicht die Moritat der Zerstückelung vor Freunden mit ernster Miene erzählt, solange danach die fröhliche Geselligkeit regiert.

In der Weite des Alls fehlt die Möglichkeit, die eigene Wundverdeckung mit vorliebenden Einstreichen fremder Verletzungen zu verbergen, sich so hilfreich abzustützen.

 

 

 

           Außen vor der Stadt

 

           Weit, weit...

           Dem Auge, dem Endgewohnten

           schmerzt es,

           schmerzt ¾

           indes kein Armtanz,

           ausgeführter Bogen

           überzeugt

       

               ... es verliert sich der

           unreife Moment.

 

 

 

Mit Schrecken wird Mergat zum Verstummen gebracht.

 

Allein, als gespiegelter Schauspieler, erkennt Mergat sein unvollendetes Dar-stellen.

Dazu noch nicht einmal das gewohnte, nickende Schulterklopfen, welches er liebte; da-selbst Hände wärmend schlagen ist nicht möglich.

 

Wie satt-nasses Holz von der Flut an Land gespült und wälzend wieder zurückgezogen, hin und her wird er geworfen. Sein Leib schmerzt, der Kopf hört nicht auf zu dumpfen, kein Licht lässt ihm beruhigende Sicherheiten erkennen.

 

Angster Flucht

 

Aufreißende Fratzen

höhnisches Gelächter

Blechkrachen, Splirren

Schmerzen, Gestöhn

 

Gut unterhalten

die Blechsärge

die Grausetaten

 

Solange

die Überraschung

Fernsicht bleibt

und Polster

liebend gewärmt

 

Bewusst wird Mergat plötzlich:

 

Mit dem Schritt hinaus ist das Spiel, welches ihm in der Stadt zu spielen möglich war, endgültig vorbei.

Der behaglichen Entfernung ist ein Ende bereitet; es gibt kein Ausweichen mehr.

 

Der luxurierende Kopfmensch mit seinen notwendigen Freundschaften und ausleichtend morbiphorigen Ideengespinsten lernt die Not der Unabstützbarkeit kennen.

 

 

 

Torero ohne Pikadero

 

Heißa!

Komm her Du kleiner verwütender Stier!

Siehst Du das rote Tuch!

 

Der Stier, leicht verschweißt, verstaubt

blickt müde auf

den Quälhelden

mit seinen Kumpanen

         

 

 

Wieder rast er heran

Wieder verschwindet der Held hinter der Blende

Wieder von den Reitern müde gestochen

 

Erneut setzt der Stier an

                   

Die Pikaderos kurz abseits

- müd sieht er eh schon aus, der Stier -

 

Der Torero bläst seine Brust

zum letzten Tanzschritt auf

                  

Doch,

der Glitzerheld verheddert sich

in der Flatter-

Bewegung

 

Am Boden, wehrlos

eine Ewigkeitssekunde

der Torero

 

allein die Augen des schwarzen Kämpfers

vor sich, grausam offen ¾

 

Besiegt!

 

Der Schritt des Mergat aus der Stadt hinaus, lässt so dem Totenglöckchen für den neckischen

Spielschauspieler Anschlag.

 

Mergat irrt taumelnd umher, das erste Mal seit langer Zeit Tränen wieder Lauf lassend. Eine kindlich verzweifelte Angst nimmt von ihm Besitz.

 

Wie in eine großen Blindheit kann er nichts Anderes wahrnehmen, als das Leben in der gewohnten Stadt; seine Sehnsucht nach dem Zurück, welches ihm aus der Ferne Gründe der Flucht verwischen, und nicht mehr klar erkennen lässt.

 

 

 

Kind mit blutendem Knie

 

Auf einem Spielplatz

spielten einst Kinder,

am Rande strickten die Mütter

und blickten stolz-sorgevoll

nach ihren Sprösslingen

 

 

 

Der kleine Kobald

hakelte sich

auf der Kletterstange rückwärts

vor den Augen der Lisa

 

Zu spät

zog der rechte Fuß

aus dem Gestänge

und schliff das Knie

am Rande

 

Besorgt rannte die Mutter;

Lisa strich dem Helden übers Haar.

 

 

Keine Stütze und liebende Hilfreiche besitzt Mergat nunmehr; er ist allein.

 

Die verlorene, ehemals stetig anwesende Ergänzung fehlt außer der Stadt.

 

Mergat muss sich für eine Zeit harrend verhalten, da sonst seine unverbundenen Halbheiten trudelnd im All verschwänden...

 


 

Vadis?

 

Und wieder ein wenig ins Licht gestellt

Und wieder reine Luft gerochen

Und wieder versucht

Und wieder erkannt

Und wieder aufgebrochen und weiter

 

Und wieder das Berichten

Und wieder dargelegt

Und wieder der Trotz

 

Und wieder das Begehren

Und wieder das Ab-lassen

 

Und wieder die Auflehnung

Und wieder die Erschöpfung

Und wieder vorbei

 

Und wieder daran

Und wieder

 

Und wieder

Und wieder müde

Und Und Und

 

Auf dem Moosboden sitzen

in der Ruhe sich freuen

 

und Zartgesangvernimm

und das Ausdemwaldkommen

empfinden

 

und das Indenwaldgehen

spüren

Und auf dem Moos flachliegen

Und die Sehnsucht einatmen

Die Hoffnung ...

 

Davon ¾ ...

 

 

Die Ahnung der Erfüllung ist groß.

Den Bereich der Stadt will Mergat nicht mehr betreten.

 

 

Ante Portas

 

Dumpf dröhnt der Kopf des Mergat ans Tor tragender Gewissheit, Einlass luftängstlich flehend.

 

Höhnisch lacht das Vordemtorklima...

 

 

Da steigen

seitwärts

zu Oben

zu Unten

Worte auf, und klärten:

 

Der Du lauter bist gewesen

Der Du noch zu uns gehörtest

dein Stammeln, Kind, ehrlich

 

Dein Flügelschlag ¾ kurz verklungen

Die Augen waren klar

Das Sinnen, kurz und unverfälscht

 

Es ist lang her ¾

Du suchst

Du ahnst

 

Die Ordnung hat sich aufgelöst;

Gut ist es!

 

Du bist allein;

es ist gut, dass dies so besteht

 

Mitleid haben wir nicht

der Weg geht

die Zeit verrinnt

Geh!!

 

 

Ahnung lässt sich herab, um Mergat Konsequenzen zu klären:

 

 

Widerstand besteht

in der Dauer seiner Unkenntnis

 

Der Kelch der Blume

verschließt sich,

bis die Sonne ihn erreicht

 

Gut Ding

ergreift sich seine Zeit

unverkrampft

 

Das Maß verweigert sich

im Aufzwingen

 

Die Nachtigall singt

am Abend.

 

Mergat empfängt Gewissheit, dass ein Hauch  nicht mit ewigem Wind zu verwechseln ist.

 

Das Tor hin zur geprüften Sicherheit soll verschlossen bleiben.

 

Der Weg zurück zur Stadt ist verquert;-  und Voran, in den Bereich der großen Gewissheit?

 

Dieses Voran verlangt nach Wegzoll, den zu leisten Mergat zu dieser Zeit nicht im Stand war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ERSTE ABGABE

 

 

Lied vom Loslassen

 

 

Sehen wir die Fluten uns ereilen

spüren wir den nackten Schrei

holen wir den Rettungshaken

und halten unser Heil

 

 

 

Mit dieser Fahrt sind wir im Lot

sind ganz in Heimelei

wo ist unsere Heimat sonst

wenn nicht in Flutenfreitrotzblos

 

 

 

Doch Rechnung ohne Wirt gemacht

das Wissen uns nicht frei gemacht

wir halten Gewohnheit

leben doppelt, scheinbar sicher Spiel

 

 

 

Der Schmerz ist laut und unerbittlich

wir sehen Rosse uns im Galopp auseinanderziehn`

Schenkel reißen in einem fort

wir sehen Ritt auf freiem Hort

 

 

 

Hart tönt der Trommel Schlag

wir sehen Zeit, Raum, Ort und Sinn

vergeblich mag kein Atemstoß mehr sein

wir ersehnen Formenmal!

 

 

 


Dort vor dem Tore Mergat besteht, mit der dumpfen Begierde, in den Bereich der Sicherheit zu gelangen. Massiv ist die Feste gebaut, die sich als Zirkel dem Mergat wehrhaft stellt.

Dumpf und schwer, wie Steinbrocken auf Felsgestein, dröhnt es in Mergats Kopf.  Taumelnd ...

 

 

Der Weg soll nicht von Mergat bemessen ¾,

seine Schritte nicht berechnet sein.

Und die Wechselbefehle, die die Menschen der Stadt sich geben, zur aufstützenden Recht-fertigung ihres Tuns?

Mergat ist erfüllt von solcher Menschenart.

Die abstützende Führungsart mit Seitblick auf den Nachbarn in der Begegnung, im Wagnis mit dem All nicht mehr möglich.

 

 

Führung

 

Ein Gesetz

keine Zeit besteht

Eine Wirkung

nicht erwählt

 

            

Aber dennoch

ungezählter

Verstoß:

 

Menschenworte

Menschenworte

hoch und heilig

gemacht

Gaukelei

eitler Zeugniskraft!

 

Bestimmung eines jeden

Bestimmung

unsagbar

                     

Mit dem Wort

 

entführt

verfälscht

gelenkt.

 

 

Mergat ist mit seiner Schwäche Niederwürfen ausgeliefert. Es folgt der Erschütterung kein Abhalt mehr.

 

Freier erschreckender Fall...

Diese erste Wirrung, unaufgefangen, im All-ein, dem Jahreskreis eines jungen Baumes gleich, welcher noch viele weitere Geschwister erhalten sollte, denn der Baum hatte bis zur Fruchttrage noch zu erstarken.

 

Der Schlaf ergreift Mergat.

 

 

 

Traum von der ersten Konsequenz

 

Eingebunden in den Erdkreis lebten zwei Liebende. Der Tod schied ihre Liebe, welche jedoch im Erdrund getragen war; die Witwe wusste ihren Geliebten auf dem Erdgrundboden gebahrt.

Eine solche Zeit war vorbei, als der Geist den Menschen der Einverbundenheit enthob und ihn ausgrenzte. Wie viel an Suche nach der Größe der Liebe des Einzigen!

Das Du konnte nicht mehr eingekränzt auf dem Erdrund sein, da die Unsicherheit der Erdferne aus dem Menschen einen Suchenden geschaffen hatte, welcher in der Tiefe den Grund für das Verständnis eines All-Du finden sollte.

 

Wie weit, wie weit ragten die Schmerzen!

 

Aber da leuchtete die große Verbundenheit, gefordert von dem jungen Weisen, der sich mit Fußwaschungen unter die Menschen stellte, dass sie ihn nicht zu fern erhöhten, seine Botschaft mit ihm in die entfernende Huldigung miteinschlössen!

 

So gilt es die Begrenzung des Einzigen zu verlassen, so loszulassen, dass frühe Mutterliebe gleich dem Kirschbaum aus Kirsche viele Kirschen trage.

 

 

 

Das Erwachen lässt Mergat sich erheben.

 

 

Vor Mergats Augen die unermessliche Weite des Alls; verlockend begreifbar scheint ein Du, welches mit seiner ganzen Möglichkeit die Welt fassbar und erträglich gestaltet.

Mergat ersehnt sich Bilder einer Einzigen, Bilder der Nähe und erreichbaren Wärme.

 

Draußen im All, im Raum des gefährlichen Nichts, entsteht das Bild einer einzig Geliebten, wie ein goldener, strahlender Diamant.

 

 

           DU

 

Wie kannst Du nur vergessen,

mir die Hand zu reichen!

Wie kannst Du nur vergessen,

den Blick zu geben!

 

Und schließlich:

Was ich vergaß, was ich vergaß...

Wie kann ich nur vergessen,

was niemand mir sagt, sondern Du!

 

Du siehst!

Du meinst!

Du trägst!

Du suchst!

Du wünschst!

 

Aber ich, aber Du

du  - Ich

ich - Du

Ich

Du 

Ich ¾ Du

     

Woher soll ich etwas wissen,

wenn nicht von Dir?

 

 

 

Wie ein gewaltiges Bild vernimmt Mergat Schreie von Trägern sich blind ergänzender Halbheiten, welche ihrer gemeinsamen Ruhe beraubt, sich voneinander wegzubewegen drohen und aus Furcht anreißend, sich jeglicher Freude berauben.

 

Mergat friert, eisig bläst der Wind.

 

 

Tempus

 

Als die Mutter uns

zum Essen rief

- so stellen wir uns vor -

und die Maden sich im Topfe suhlten

und Mutter war nicht mehr

 

Als die Krähe

ihr Nebellied sang

- jenes Novembertags -

wir erblicken

den staubigen Kadaver.

 

Mohnblumen,

rot und zum Steckspiel

schön

erzählen uns Märchen:

Ein alter, reiner Mann fegt Laub, welches trocken auf warmen, weißen Marmor beiseite weht, gestreichelt von den Haaren des festen Reisigbesens; dabei eine Geige ihr lyrisches Lied singt, wie für sich und deshalb so schön. Dieser Mann erzählt von dem Wirbel des Herbstwindes, welcher Blätter trudeln lässt, von dem tiefen Sinn der Jahreszeiten.

Du wirst gesättigt diesen Platz verlassen, das Laub und den Wind im Sinn. 

 

 

Mergat sitzt nun vor dem Tor, gelehnt am Eckpfosten des Wehrtores und fühlt den Widersinn, er sich hingegeben hatte; er einem Frühlingsdasein glaubte sich rückwenden zu können; ¾ im Zeitalter des Herbstes, der rasenden Schnellkraft; der bis zur kleinen Einheit weiterasenden Zerstückelung, in welcher die alleinige Hingabe an eine übergebene und fraglos übernommene Absteckung der Du-Welt, den Blick kirre treiben muss.

Mergat steht auf und ruft flehentlich fragend in seiner Dürstigkeit, welche Ausgestallt sein Ergreifen annehmen sollte in der Zeit des Herbstes, ¾ das Bild-Du nicht als direkte Leite dienen durfte.

 

 

 

Die Stimme

 

So höre auf

den Wind und

folge seiner Spur

Wie stark ist er

und wie sanft

doch sein Erstreichen

und suchendes Formen    

 

 

Was nicht dem Weg des Windes angehört, sondern aus den Gräbern hervorgeholt wird, um mit grober Last das Chaos zu bestellen, sollte Mergat fortan ablehnen.

 

 

Zartheit

 

Eisblocken rahmen

dem Iglu seine Form

die Nacht

verschieden kalt sei

 

so es in der Wohnheit

der Willige als zu Hause wählt

 

der Vorbeiziehende

- seine Wohnstatt

soeben verlassend -

weiterzieht, unbeachtend  

das Iglu allein für den

Bestimmten,

welcher höflich

um Einlass bittet

 

Die Dauer seines

Verweilens ungewiss.

 

 

Das Gebrauchen von Formen, welche ungefragt übernommen, Mergat sich in der Stadt triebisch bedient hatte, war im Bestand vor der Weite nicht möglich. 

Die angeseelte Gewohnheit, das burgfamiliäre Bürgerverhalten ¾ tief in Mergat eingedrungen.

 

Plötzlich gilt es in der Einsamkeit all das aufzugeben, was er so fraglos übernommen hat an tradierten "So-war-es-immer-so-wird-es-sein-was-gut-ist-wird-hinzugenommen"; ¾ eingeölt in allgemein-verbindenden Wohlgefallen.

 

Mergat fühlt zehrenden Kampf.

Da kommt der Geist des Satirios vorbei; Mergat vernimmt sein höhnisches Wispern:

 

Wie sehr malt

die Grausamkeit

in all ihren ausgedachten Variationen

dem Menschen ihr Angstprofil!

 

Aber, es gibt ein Rezept

gegen Angst

Es gibt das Rezept des Hörens,

des Hörigseins ¾

 

Nach dem Althergebrachten

Nach dem Allesverweigernden

Nach den großen Konzepten

    

Es müssen sich die Brüder-n und Schwester-n nur

an ihren verständigen Bündnishänden halten;

im Glauben an ihr Wissen treu, die Ketze der Hetze, schwer feindbewehrt; stets ihren Standart als Schild gut vertreten; was gesagt war, ist, wird ¾ nehmen und festhalten

 

Die Hauptsache:

               Nie allein und leer im Kopf,

               und ¾ immer fest, feste halten!

 

 

 

 

Das Wissen um stete Wandlung im Lauf der Zeit, welches die Farce des Festhaltens an Überkommenem freilegt, gesellt sich zu Mergat.

Dieser genießt mit solchem Gefährten noch keine gewohnte Verbindung. So hat noch das Wirren der Unsicherheit Platz zu walten. ¾¾¾¾¾¾

 

 

Wie ein Nachtfalter in der Überraschung des plötzlich aufkommenden Morgenlichtes kauert sich Mergat in einer Mulde vor dem Tor zusammen, allein die Härte des Erdgrundes ihm gewiss; mürbend die Unsicherheit, lähmend die Überfrage, welcher weiterreichenden Stimme er zu hören Acht geben solle.

 

Mergat spürt seinen menschlichen Körper. Er betrachtet die Glieder, die Hände mit ihren durchdringenden Sehnen und der Lenkbarkeit von Bewegungen. Er sieht die Sumpfrohrschnecke mit ihrem Kriechgang und der Behäbigkeit des tierischen Schnappeffektes. Und dann der Mensch, welcher mit einer Halbfortbildung auf entschuldigenden Umwegen so oft ihr gleicht, und schwerlich über ein Wortbestellen von "Ich-mache-es-das-nächste-Mal-anders" hinausgerät.

 

Und wieder betrachtet Mergat seine Glieder und befiehlt den Händen mit ihren Fingern, Figuren in den Muldensand zu zeichnen. Mergat vernimmt Töne und spielt mit Stöckchen und Blattwerk, wie er es als Kind oft getan hatte.

 

Solches Spiel durchkreuzt die Macht des in der Stadt so leicht vorgegebenen Lebensplanes; denn Mergat erhält stolze Freude.

 

 

Das Kind

 

Noch weiß-blond belockt

der Schopf,

das Fallen beim Spiel

geschickt,

der Banner des Schutzes

- natürlich Sorge für das Kind -

anwesend.

 

Dann, mit der Beernstung,

soll es vorbei sein:

 

Eine Wirklichkeit ist

zum verregelten Kampf geworden

dessen Regelverletzung

als weichliche Unprofessionalität

abgetan wird

 

Die Professionellen,               

Schnullerhalterhabilitierte           

bemerken nicht

ihre Fesseln                                 

          

Das alte Kind mit seinen

angegrauten Haaren

begreift

die gestrig ¾

machtlos Mächtigen

 

und lächelt

wehrlos.

 

 

Die Kindheit in der Stadt wird als notwendiges Übel betrachtet, das Spiel der Buntfarben hat der Ernstheit des Grau-in-Grau-Lebenskampfes zu weichen, dabei ein Überlebenskampf in der reichen Stadt als Grund vorgegeben wird, und die Halden mit dem planierten Überfluss aus Getreide, Gemüse und Obst mit dem vorgegebenen Lebenskampf ein schwer aushaltbar, dissonantes Duett abgeben.

Mergat beginnt bitter und mit einem Hauch von Selbstironie folgende Worte, im leeren Raum versiegend, aufzusagen:

 

Wie sehr geht

einher

der Ruf nach der Eigenheit

mit der puren Gewohnheit,

erst verneint von dem Protestmenschen,

sodann laut errufen.

Ja,

aber dann, als d e r Ruf kam,

hielten wir uns wieder einmal in der Wüste auf, mit ihren Sandhörnchen, welche tief ins Spiel vertieft, uns halfen zu vergessen.

So ersangen wir unsere Gemeinsamkeit, erzeugend

die große Hoffnung auf Gemeinschaft und sinnvoller Einverwobenheit, welche uns doch geraubt worden war.

 

 

Mergat hatte noch in der Zeit der Abstütze mit beleichteter Miene im Kreise von Freunden allerlei Sehnsüchte und Ideale ohne viel Mühe verkündet.

Mit der Konsequenz seines jetzigen Standes war dies schwer.

Allein diese Schwere machte dem Vordemtorklima Glauben, dass der Spielschauspieler Mergat seine Rolle abgegeben hatte und Verantwortung zu spüren begann.

 

 

Ein Schein drang aus dem Bereich.

 

 

 

 

 


ZWEITE ABGABE

 

Das Lied vom Kreis

 

 

 

Ewig zieht der Kreis

Bahn unendlich

verläßt der Erde Grund

 

 

 

Wie weiland

es mag geschehen

dieser Lauf uns nicht verläßt

 

 

 

Ein Weiher, still und sanft

gelegen in der dunkle Tiefe

Schatten, fast verborgen

 

 

 

Ein Wurf des Steins

entsetzt das stille Wasser

und trägt den Ring weit fort

 

 

 

Zuletzt nach endlich stillem Beben

kehrt tiefe Ruhe

wieder ein

 

 

 

Nur ganz golden schimmern

Rande und erläutern

durch die Tat.

 

 

 

 

 

Gespinste beginnen, dem verharrend ruhenden Mergat ein Spiel zu spielen.

 

Erstes Gespinst:  (Wirft ein Rund dem Zweiten

                   Gespinst zu)

                  "He Du, fang!"

Zweites Gespinst: (Verschränkt die Arme vor der    

                   Brust)

                  "Zu weit, lauf allein!"

 

Das Erste Gespinst hat seinen nun folgenden Einsatz schon erwartet und ruft mit großartiger Geste imaginäre Zublicker herbei; sodann erhebt es seine Stimme:

    

"Geehrte Zublicker!

Ich habe zum ermüdenden Male das Rund geworfen, welches ich allein wiederzuholen habe. Dieses Mal, meine lieben Betrachter unseres Spiels, bleibt das Rund liegen; ich setze mich auf den Boden, welcher hier, an dieser Stelle (es zeichnet mit seinem großen Zehen ein Quadrat in en Sand) einen Diwan trägt, und erzähle. Auch Du, meine liebe Gespinstin, die Du den zugeworfenen Ball zum wiederholten Male weder fangen noch wiederzuerlangen gewillt warst, höre:

Einmal, in einer entfernten Stadt ein Turm bestand mit einem alten Turmwächter, dessen Augen schwach geworden, sein Amt abzugeben hatte. Es galt, das begehrte Amt des Turmspähers neu zu besetzen.

Am Tage der Auslobung standen viele Gestallten vor der Meldestelle.

Im Stadtoberensaal saßen die Auswahlwesen mit den wissenden Augen, welche Regeln zu versorgen hatten, die dieser Stadt die beste Wahl bestellen sollte.

Tage des Andrangs verstrichen, bis die Auswahl getroffen war.

 

Diese Stadt hatte ihre Wehrnotdurft nach dem großen Meer auszurichten, nicht weiter.

Es galt, den Punkt der kleinen Birke am Ufer des Meeres von der Spähplatte des Turmes aus zu erreichen.

So gab es für den Posten des Turmwächters dieser Stadt unter der Unzahl der Bewerber nur EINEN, welchem die Anforderung entsprechen konnte:

Ein Mensch mit zu scharfem Auge würde Langweile erwerben, falls ihm die gegebene Aufgabe nicht die Schärfe seines Augenlichtes abnötigte; Bei einem schwachsichtigen Turmwächter hingegen, würde die Stadt der Sicherheit entbehren."

Das Spiel der Gespinste war beendet und Mergat blickt wieder in die weite Tiefe des Alls. Er nimmt die unzähligen Punkte entfernter Gestirne wahr. Unwillkürlich erinnert er sich an das Flügelgespinst der stehenden Libelle und wird mit einem Mal der großen Vorsicht gewahr, die einem Plan der Feinzeichnung zu Grunde liegt.

Er fühlt, dass allein die einzelne Form in ihrer Gewogenheit dem Wunder des Alls etwas gleichsetzen kann, was nicht, weil arrogant und halb, vernichtend zu verschwinden hat.

 

Da erblickt Mergat tausende von starren Augen. Hierzu vernimmt Mergat einen hohen, unabwendbar verführerischen Gesang.

 

 

Gesang der Starraugen

 

Mergat, so höre!

Deine Flucht ist die Flucht

eines Unvernünftigen!

 

Mergat, so höre!

Welchen Weg gehst Du?

Wo sind deine Freunde?

Mergat, was suchst Du?

(drohend)

Wir Menschen sind doch

alle gleich!

Mergat, gleich,

oder nicht?!

 

(verlangend-sehnend)

Mergat, eile, komm zurück!

 

(bestimmt)

Mergat, Du irrst!

 

(Mitleid erzeugend)

Mergat, komm zurück!

 

 

 

Mergat denkt an die Halbheit, und ihm ekelt vor  den Sirenengesängen der Starraugen.

 

So gelingt ihm ein trotzender Gegengesang:

 

Nicht diesen Weg

ich ging

Nicht Quälereien

ich erstand;

um  grausame

Verführung,

Tod in

Un-bewegung

mitzuexistieren

in eurer

Gefolgschaft!

 

 

 

Mergat kriecht zu seiner Mulde vor dem Tor, und ergibt sich dem Wesen der Zeit.

So verharrt er ruhig, und erwartet die nächsten Schritte seines Tuns. Das Licht aus dem Bereich hilft ihm die Kälte des Alls zu ertragen.

 

 

 

Der Traum vom Bettler und vom Reichen

 

Es lebten einst zwei kleine Knaben. Sie spielten miteinander die Spiele der Knaben, badeten im Sommer im Bach und warfen im Winter Schneebälle durch offene Fenster.

Einer der beiden Knaben war stark und gut gewachsen, der Andere zart gebaut und schwach.

Der Starke wurde der Reiche und der Schwache der Bettler.

Dies trug sich auf gewohnte Weise zu:

Der Reiche wusste mit seiner Stärke umzugehen, und hatte genügend Kraft, die Menschen, welche er für seine Vorhaben benötigte, an sich zu ziehen und die Nutzlosen mit Härte von sich zu stoßen. So war der Reiche ein furchtbar kaltherziger Mensch und benötigte einen großen Ofen in seinem großen Haus, welcher ihm in kalten, unerquicklichen Winternächten ein wenig die innere Kälte ertragbar machte.

Der Schwache wurde sich seiner Schwäche bewusst und lebte mit ihr. Keine Menschen umschwärmten ihn, wie die Mücke das Licht und so war er sehr darauf bedacht mit den Menschen, welche seine Gemeinschaft teilten, einen edlen Umgang zu pflegen, sie zu verstehen, und dabei auch sich selbst zu begreifen. So war es dem Schwachen nicht darum, sich eine Wärme von Außen zu besorgen, sondern er erfüllte jede Umgebung mit der Stärke seines Herzens.

 

Aber die Zeit kannte nicht die Geheimnisse von Menschenkälte und Menschenwärme. Den Starken wurde der Weg zur inneren Wärme nicht gelehrt, und da die Sichtbarkeit der Dinge so einfach erschien, wollten immer mehr Menschen den Weg einer blank-offenen Stärke gehen.

Der Schwache wurde nicht erkannt, denn zunehmende Grellheit und Lärm lässt zarte Töne verschwinden.

Der Schwache wurde so zum Bettler, der aber dieses Dasein nicht verachtete.

Der Reiche war jedoch sehr unglücklich, denn seine geschaffene Sinneswärme war von fallenden Aktienkursen und Rezensionen bedroht.

Auf dem Sterbebett schließlich trafen sich der Bettler und der Reiche, die beiden Spielkameraden, wieder. Der Bettler, welchem an der äußeren Sinnenwelt nicht soviel gelegen sein musste, versuchte seinem reichen Freund Trost zu spenden, welcher mit dem Verlassen seiner Welt einer gähnenden Leere entgegenblickte, und furchtbare Angst erhielt.

 

 

Mergat erwacht.

 

 

Die Sichtbarkeit der Dinge, all das, was als greifbar gilt; wie einfältig, nur an dieses Gelten zu glauben.

 

Das große Tor hin zur großen Gewissheit ist wirklich, wie oft hat er sich schon in seiner Verzweiflung daran gestoßen.

Bestand zeigt auch seine Sehnsucht nach Rundheit, nach früher Mutterliebe einer unwiederbringlichen Wärme.

Kalt, sachlich, nüchtern hatte Mergat mit seinen Freunden die Erklärungen zu diesen Erscheinungen gefunden, besitzen sie doch alle ihre festgelegten Bedeutungen.

 

 

Verwirrt ist nun Mergat, als er der Sinnverwandtschaft einer gewaltigen Anzahl von Eindrücken mit einem Mal gewahr wird.

 

 

Der Kopf wird infolge seiner plötzlichen Einsichten fiebrig heiß, obgleich das All mit seiner Kälte Mergat weiterhin anstrahlt.

Wie belanglos hat Mergat von der Kälte unter den Menschen früher gesprochen, war sich jedoch der Bilderkonsequenz seiner Worte nie bewusst.

 

 

 

Einher mit der Konfusion spürt Mergat eine größer werdende Beweglichkeit.

Der Schein aus dem Bereich der großen Gewissheit wird stärker. Aber wiederum gilt es, dieses Wissen zu er-leben.

 

 

 

 

 

 

 


DRITTE ABGABE

 

 

 

Höre das All ¾

und Du

erschauderst

vor

seiner

Größe

 

 

Klinge dem All

entgegen

für um für

und mit Dir, und mit Dir...

 

 

Der Kokon lebt,

der Schmetterling,

er lebt ¾

hin-gegeben

Dir um Dir.

 

 

 

 

Breite deine ...!

 

 

Das Lied erzähle mir

ganz sacht, dass ich es nicht verhöre ...!

 

Es flog ein Hauch über mein Gesicht,

den hatt` ich nie verspürt

kann von ihm erzählen:

Der Hauch, er kam

lässt mich nie mehr los

ihn, den ich so ...

 

 

Wie erzählt mir ein Mensch

seine Geschichte, und ich höre?

 

(zart) Was? 

 

Und ein Mensch erzählt seine Geschichten;

Versteh` Ich ¾ Er?

 

(zart) Was? 

 

 

Wir geben uns stark und sicher die Hand;

Wir wissen, was wir halten.

Wissen wir?

 

Aber ja doch, Ja!

 

 

Der Wind

     Die Sonne

          Die Freude

               Der Schmerz

                   Die Dunkelheit

                           Der  Tod

¾ all die nie vergehenden Märchen ...

 

 

Aber was das?

Aber was?

Aber wieso?

 

 

Gewaltige Hände bereiten die vollkommene Gewissheit der Ungewissheit vor;

Wir fühlen uns geborgen.

 

 

Mergat weiß nichts M-E-H-R.

 

Er legt sich nieder.

 

 

 

 

Der Traum vom Baum

 

Es steht ein Kirschbaum

in Blüte und zeigt

die weißen Blütenblätter.

Der Kirschbaum steht dort auf dem grünen Platz und erzählt jeden Augenblick soviel. Der Kirschbaum steht und der Mensch wird ihm gleich und

weiß von den Kirschen und weiß von der Rinde und weiß von der Sonne

und weiß von dem Regen und weiß vom Frühjahr und weiß von dem

Gras und weiß von

dem Schatten und

 weiß...

 

 

 

Der Tanz

 

Aus dem All wurde der Grund und aus dem Grund wuchs die Schönheit empor.

 

Tief greifen die Hände in die goldenen Becher und kühl rinnt das Quellwasser die Kehle hinab.

 

Mergat spürt wie die Schöpfung sich ihm hingibt, und seine Liebe wird so immer größer.

 

Mergat beginnt zu tanzen. Seine Arme dehnen sich im langen Zug und der Körper wandelt sich.

 

 

Das Tor ist geöffnet.

 

Aus dem Zwiespalt erstarkt die Einheit.

 

 

 

Allein verlassenes Land

 

Leicht zitternd bewegen sich die Hände; sie erzählen von früher:

 

Wie fieberte oft mein Körper nach der großen Gewissheit. Die Schmach, welche ich verspürte an den Tagen der Würmerei und die Worte sich verkeilten und Wege verquerten und die Glocken ertönten und die Wolken aufzogen und die Qual mich einholte und die Angst mir geriet und die Sehnsucht verprellte und die Kleinheit verspürte und, und, und ...

 

Jetzt, oh wunderbare Erfahrung, habe ich nicht Angst eine Sinnestäuschung könnte mich blenden, denn ich weiß nun, dass der Schein mir gewiss ist und die große Gewissheit, die Bilderidee sich mir zeigt, und dass der Grund mit der weiterreichenden Bilderwelt, dem Kreisschluss für uns gesät ist.

 

Ich weiß, dass sich mir das Nichts nur in der Einheit zeigt, und alles Schöne auf die Gemeinschaft weist, welche kein Halb trägt und kein Halb fängt.

 

 

 

 

DER WEG IST NICHT ALLER WEG;

JEDER IST VERSCHIEDEN, DENN DIE BLINDHEIT IST VERSCHIEDEN.

 

ABER GEWISS IST DIE MENSCHEN-LIEBE, EINE KRAFT, DIE DER MENSCH HÄLT, UND DIE DOCH DEN GEIST ENTHÄLT.