LEBENS WENDE

Arbeiten zu einem Seminar und Thema

Eckhard Frick SJ --- Michael Stoll

Heft 4

 

 

 

 

 

Impressum

Originalausgabe

Alle Rechte vorbehalten

Herausgeber: Klause St.Benedikt

Redaktion: Hermann Freund, Diplom Psychologe

Br.Jakobus Kaffanke OSB, Diplom Theologe

Michael Stoll, Dichter und Musiker

Anschrift: Klause St. Benedikt

Ramsberg,88634 Großschönach

Druck: Stähle Druck und Verlag, Eigeltingen

 

 

 

Ramsperger Hefte

Schriften zur Spiritualität, Ökologie, Literatur und Kunst

Heft 4

 

 

 

Michael Stoll

"Wenn die Ameise ihre Schatten wirft..."

Ein literaischer Rückblick auf ein Seminar zum Thema Lebens-Wende,

"Gruppe" (Photomontage)

 

Eckhard Frick SJ

Wandlung und Opfer:

Die Lebenswende als Bewußtwerden einer schöpferischen Verwundung

 

 

 

 

Vorwort

 

Anlass, Ausgangspunkt des vorliegenden Ramsperger Heftes ist ein Seminar zum Thema Lebens-Wende, welches im Herbst 1998 im Kloster Maurach am Bodensee stattgefunden hat.

Während des Verlaufs des Seminars offenbarte sich ein grundlegendes Problem. Bin ich als Mensch in der Erfahrung einer Krise, in dem Erleben einer Erschütterung, die mich vollständig erfasst, so befinde ich mich im Strom, werde bewegt und mir m a n g e l t es an Über-Sicht, der distanzierten Wahrnehmung, einer Geklärtheit, die sich in der Sprache zeigen kann und zeigt;

Das Problem lag in der Vermittlung der Authentizität gegenwärtiger Vorwende-Erfahrung, die sich oft nur non-verbal und als suchende nach Außen gerichtete Geste vermittelt, und der Gefahr der Abgeklärtheit, die erworbene Erfahrenheit bewirken kann.

Therapeuten und Menschen, die gegenwärtig eine Lebens-Wende erleiden müssen kamen an diesem Wochenende zusammen. Die Gräben zwischen den verschiedenen Existenzen schienen unüberbrückbar, --- auf der einen Seite das existentielle Stammeln der Be-troffenen und auf der anderen Seite die begrifflich abgesicherte Sicht der professionellen Krisenbegleiter, welche eher an Detailfragen Interesse trugen und nicht gewillt waren, an diesem Wochenende therapeutische Alltagsarbeit zu leisten ---;

--- dass dies jedoch zu hart und absolut gesagt ist, zeigte sich in jenen Augenblicken, in welchem Be-sinnung aufbrach, der alt-erfahrene Therapeut im Gruppengespräch sich kind-haft offen, hörend nach vorne beugte, sowie die von einer Krise Betroffene in einer Rückmeldung wehrhaft sich selbst bekannte --- ...

Die Versammlung vieler unterschiedlicher Menschen zu einem "Inselwochenende" bei guter Verpflegung, schönem Park und glitzerndem See konnte über die Brüche, die über jener Gruppen-Gemeinschaft lag nicht hinwegtäuschen. Jeder der Teilnehmer blieb wohl auf sich zurückgeworfen und nur die einzelnen Erfahrungen und Kontakte halfen dieses Ereignis zum je eigenen Wegabschnitt entstehen zu lassen.

In diesem Sinne erzählt Michael Stoll in seinem literarisch-einführenden Text

"Wenn die Ameise ihre Schatten wirft" wie er als Teilnehmender dieses Seminar erfährt.

Die Begegnung und ein längeres Gespräch am Telephon mit dem spontanen Entschluß einer Zusammenarbeit führten dazu, dass Eckhard Frick mit seiner Arbeit "Wandlung und Opfer: Die Lebenswende als Bewußtwerden einer schöpferischen Verwundung" sich in tiefgehender Weise dem Thema Lebens-Wende widmet.

 

Ramsberg im Mai 1999

Hermann Freund

Jakobus Kaffanke OSB

Michael Stoll

 

 

 

 

 

 

Michael Stoll

Wenn die Ameise

ihre Schatten wirft...

 

Eine Tagung zum Thema Lebens-Wende im Schloß Maurach am Bodensee im Herbst 1998

 

Prolog

Glatt und ruhig der frühherbstliche See. Die roten Stühle an der Mauer sind gekippt, lehnen an den Tischen. Einen Stuhl zurückschieben, auf-klappen, hinsetzen und ausatmen.

Eine Spinne zentral im Netz sein, das Geschehen ver-folgen und dann, im rechten Moment zur Stelle;

Das Geschriebene, Fest-gesetzte --- eine Aus-wahl und Verwandlung des im Netz Verfangenen.

Dieses Wochenende soll eine Tagung zum Thema Lebens-Wende im von der Landeskreditbank aufwendig renovierten und idyllisch am Bodensee gelegenen Kloster Maurach, ehemalige Sommerresidenz Salemer Äbte, heute großartiger, Schloß Maurach genannt, stattfinden.

Die Bekanntschaft und sich entwickelnde Freundschaft zwischen dem Einsiedler Bruder Jakobus und Hermann Freund, einem Psychologen und Gruppentherapeuten führte zur Verbindlichkeit, gemeinsamer Gestaltung und Konzeption vorliegenden Wochenendseminars.

Eine Ameise läuft über den roten Tisch, die untergehende Sonne wirft ihr noch gleißendes Licht auf den See und die Tagungsteilnehmer strömen aus ihren Unterkünften zum ersten gemeinsamen Abendessen in den Speisesaal. So stehe auch ich vom roten Gartenstuhl auf, klappe ihn zusammen und gehe am Blumenrondell vorbei ins Hauptgebäude.

 

Er-schütterung

Mit dem Eintritt in den Speisesaal, kaum daß ich zu den langen Tischen mit den weißen Tischtüchern getreten bin, schließt sich mit einem lauten Knall die Türe; die Teilnehmer des Lebens-Wende-Seminars sitzen wie erstarrt und rühren sich nicht mehr. Rechts vor mir an der Stirnseite eines Tisches sitzt ein gelehrt aussehender Mann mit schütter- grauem Haar-besatz;

 

Ich sehe, wie Papier ihm aus dem Hemdkragen quellen will, welches schließlich in Form einer Banderole mir vor die Füße rollt.

Ohne über den merkwürdigen Ein-bruch vorgestellter Erwartungen beängstigt oder auch nur erstaunt zu sein, hebe ich das Papier auf, wende mich in Richtung der Eingangstüre, welche sich selbsttätig öffnet und gehe mit raschen Schritten in Richtung des mir zugedachten Zimmers über der Kapelle; dort angekommen, verschließe ich die Türe, setze mich an den Schreibtisch mit dem Tablett bereitgestellter Erfrischungsgetränke, entferne das rote Band und beginne zu lesen:

 

 

"Du hast lange genug an den Tischen gesessen, fremde Speisen gekostet und dich immer eleganter nach der jeweils üblichen Art deiner Gastgeber ver-halten. Aber weißt Du noch, was dein ur-sprüngliches Interesse des Aufbruchs war, weshalb Du diese vielen fremden Länder bereist hast und was das Ziel deiner immerwährenden Suche war?

Hast Du den ursprünglichen Grund der endlosen Gespräche vergessen, die du mit den unterschiedlichsten Bewohnern dieses Planeten geführt hast, die dich über so vieles aufklärten, was i h r Sein, i h r e Geschichte ausmachte? Und nun sitzt Du wieder hier, auf Ein-ladung, geübt in den erforderlich scheinenden Gepflogenheiten; Du sollst hier über die Geschenke sprechen, die Du auf deinen Reisen erhalten hast, aber wes-wegen, aber wo-raus, wo-zu bist Du denn hier, wenn der Strom d-einer Erfahrenheit nicht fließt, Du mit dem Schmuck fremder Federn deinen Zwiespalt über-schmücken willst; Du erzählst von, --- aber nicht aus Dir!

Halt ein, kehr um, wende dein Leben, bleibe am Ort, werde demütig und verschweig es!"

 

Ich rolle das Dokument mit abwesendem Blick zusammen, öffne eine kleine Flasche Wasser vor mir auf dem Schreibtisch, erinnere mich plötzlich an die merkwürdige, vorhin zurückgelassene Versammlung, trinke einen Schluck und kehre mit hastigen Schritten in Richtung des Speisesaales zurück, wo mir geselliges Gespräch entgegenschlägt. Vertraute Gesichter werden freudig begrüßt, bei noch Unbekannten findet über vorsichtiges Fragen Annäherung statt --- .

 

Die Tagungsteilnehmer erheben sich und gehen in den Raum, wo die Einführung von Bruder Jakobus und Hermann Freund stattfinden soll.

Wurzeln

Als alle Teilnehmer versammelt sind, hinterlassen die in das Thema der Tagung einführenden Worte folgende Er-innerung:

Ein Raum wie eine Kugel; wir sind im Zentrum, am Standort. Die sich drehende Kugel wird angestrahlt, immer von einer Lichtquelle aus; verschieden ist das Rund in seinen Peripherien beschaffen und doch steht alles in Bezug zu uns, zu unserem Zentrum;

und wir erblicken Bilder, über das Licht sichtbar; erkennen einen See, der von fast allen Seiten bis ans Ufer mit Wald bedeckt ist. Dort, eine kleine Kapelle und kleine Hütten mit gerodeten Parzellen ringsum; dann Rauch und Verwüstung und Purpur von Bischöfen und Äbten.

Ein Wandel an Formen scheinbar desselben Standortes, steter Wandel, Wechsel, stets beschienen vom selben Licht, erkennbar vom selben Standort; --- Und doch immer wieder den Veränderungen des Zeit-laufs Tribut zollen, der Stimme der Veränderung, des W a n d e l s einen erneuten Blick schenken.

Wie schön, wie wunderbar ist mancher Anblick, der das Licht ermöglichte, und doch geht der Bogen weiter, zerfällt das Je-weilige und gibt Raum zur Er-holung, zur Er-weitung und Dank dem stets Seienden, Licht gegen-über, dessen Bedeutung in der Beleuchtung der Peripherie des Raumes g l e i c h n i s h a f t deutlich wird.

Nach der Einführung begegnen sich teilweise die Teilnehmer noch im grünen Zimmer, am Bartisch auf dem Gang oder gehen ihre eigenen Wege, bevor sich jeder in sein Zimmer zurückzieht.

Sternenhimmel

Nacht ist und entlang den Blumenrabatten geht der Weg auf hellem Kies. Ruhe auf dem See und nur die Schritte der Schreitenden und ins Gespräch Vertieften sind hörbar; ab und zu ein Still-stehen, Aus-holen eines Gedankens, Verbleiben, Nachsinnen und dann, im Verstehen ein Weiterschreiten, weiter Aus-holen bis zur Mauer am Ufer und wieder stehenbleiben, weit blicken, bei sich und neben dem Anderen, los-lassen und erleichtert sein; zurück --- ins Gebäude, Stille der Nacht.

 

Spazierweg

Nach dem Vormittag mit Vortrag und Kleingruppengespräch ein Spaziergang mit zwei Frauen. Wir setzen uns in ein Cafe unweit des Klosters zu einem Gespräch.

A., eine junge Frau Anfang dreißig aus München, ist nach dem Zusammenbruch ihres bisherigen Lebenskonzeptes voller Fragen über ihr weiteres Leben, geöffnet und ratsuchend; -----

M., eine Frau um die fünfzig Jahre alt, mit einem behinderten Sohn und dem Versuch als Tanztherapeutin ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sprach sich in der Kleingruppe vom Vormittag gegen die Darstellung eines so bilderbuchschönen Krisenverlaufs aus, welcher in dem Vortrag von Herrn Schaeffer aus München an Hand von Patienten-Bildern gezeigt wurde; sie vermißte das Chaos in der Dar-stellung.

Der Vortrag von Herr Schaeffer am Morgen wäre auf Grund der Vielschichtigkeit der gezeigten Bilder und Lebensschicksale eine eigene Darstellung wert. Am stärksten blieb mir der im anschließenden Rückblick über den Vortrag eingebrachte Begriff der Amplifikation.

Im betreffenden Zusammenhang besagt dieser, dass nicht allein das in einem Heilungsgeschehen mögliche Auftreten von Bildern, von Imaginationen, das Wesentliche sei, sondern nur über ein a k t i v e s

V e r i n n e r l i c h e n und E r w e i t e r n des aufsteigenden Bildes ein Wende-Geschehen bewirkt werden kann. Das Bild kann mir helfen, symbolhaft den oft undurchdringbaren seelischen Raum in seinen Verhältnissen sichtbar, erkennbar zu schaffen; aber es ist bedeutsam mit diesem (Traum)-Bild zu arbeiten, es mit meiner ganzen Person zu erfühlen, daß es seine Aufgabe erfüllen kann.

Weiterführend ver-stehe ich nun auch meinen Wider-Willen gegen halb-fertiges Umgehen, Konsumieren von Bilderwelten, die allermeist ja gar nicht aus mir geraten --- ohne nach eigenem Bezug zu fragen. Wesentlich scheint das Ernstnehmen, das Ringen, Erringen und so Ver-innerlichen von dem mir Entgegenkommenden zu sein und nicht in bloßer Projektion eines Bildes steckenzubleiben. ( .... )

Da sitze ich mit den beiden Frauen und trinke Kaffee, berichte ein wenig von meinem alltäglichen Tun und wir gehen zurück, um den Nachmittagsvortrag von Herrn Wachinger anzuhören.

 

Zwie-Spalt

Der Vortrag bleibt mir merkwürdig farblos, und dies trotz überraschend rund und angenehm zu hörender Stimme; Herr Wachinger berichtet von verschiedensten Bekehrungen der Religionsgeschichte, wie die von Kirchenvater Augustinus und beschreibt mit Hilfe eines amerikanischen Wissenschaftlers die einem Bekehrungsgeschehen miteinhergehenden Etappen, Stufen einer Lebens-Wende.

Als Höhepunkt streicht Herr Wachinger einen Mythos von einem Helden heraus, der den Auftrag bekam, eine Perle zu suchen, seine Perle, in der Zeit der Lebens-Wanderschaft aber seinen ursprünglichen Auftrag vergißt. In Folge eines Traumes er-innert der Held sich jedoch wieder und ihm gelingt es, dem Drachen die Perle zu entreißen, in seine Heimat als König wieder zu gelangen und so seiner ursprüng-lichen Aufgabe gerecht zu werden.

Nach dem Vortrag scheinen die s e l b s t von einer Krise betroffenen Teilnehmer das D a r ü b e r s p r e c h e n und bei-spiel-hafte Erzählen von Wendeereignissen nicht mehr zu ertragen;

In der Kleingruppe bricht es bei fünf Teilnehmern und Teilnehmerinnen hervor, ihre Krise , ihre Not, ihr Nicht-mehr-weiter-wissen in der konkreten Lebenssituation.

Keine Zeit ist vor-handen, den dringenden Bedürfnissen der Einzelnen nachzugehen, diesen den not-wendigen Raum zu geben;

--- und nun auch noch ein Einwurf einer Psychotherapeutin, die nicht hierhergekommen sei, um die alltägliche Therapiesituation zu erfahren, sondern der es um Begriffsklärung gehe, was denn nun Lebens-Wende bedeuten soll. Schweigen --- und dann der Reflex der Therapeutin, daß sie wirklich ganz schlimme Zeiten auch habe durchmachen müssen; --- es klingt im Raum der Betroffenen nicht stark.

 

Großgruppe

Am Abend in einem großen Kreis alle Teilnehmer und Dozenten in einem offenen Gruppengespräch. Hin und Her gehen die Worte; mehr oder weniger starke Schweigemomente; inhaltlich geschieht nicht viel, aber anregend ist eine offene Situation immer-mal-mehr als ein festgelegtes Programm.

Gottes-dienst

Morgens um sieben Uhr am Sonntag ein kleiner Kreis in der Kapelle; erst Schweige-Meditation, dann Gottesdienst; Pater Frick SJ zelebriert; ich sehe seine geöffneten Hände bei der Wandlung und mit einem Mal fühle ich, daß die Haltung der Offenheit, des Empfangens übende Haltung verlangt. Glücklich bin ich zu sehen, wie das Sakrament der Verwandlung von Brot und Wein als letzte und vollkommene Wendung des Irdischen wirklich stark und absolut ist, radikal mich heraus-fordert.

Dieser zufällige Augenblick d a s Geschenk dieser Tage; In heiliger Handlung, Wandlung ist jeder Gedanke, jede bedeutsame Hinter-fragung und Absicherung erlaubt und beginnt doch zu schweigen, denn nach der Arbeit, dem Fragen und Suchen, gilt nur die Empfänglichkeit, hin zu dem, was mit mir als Mensch geschehen soll.

Die tiefe Berührung vom Bestimmten her dauert, nur die Haltung der Offenheit kann mich immer wieder neu zur Wendung, zur Wandlung be-weg-en. (....)

 

Immer noch die helle Sonne, das Abschlussessen im Saal und Davon-gehen, Eilen mit Bahn, Auto oder Bus.

 

 

 

 

 

 

Epilog

Wochen nach der Tagung in meinem Schreib-Häuschen am Rande eines Naturschutzgebietes. Ein Eichhörnchen läuft einen umgestürzten Birkenstamm nach oben; das immer wieder auftauchende Rotkelchen in seinem Revier fliegt am Fenster zwischen verblassenden Fliegenpilzen vorbei; nebelig-kühl ist es und von den Ziegeln tropft die Taunässe.

Überall auf dem Gras und zwischen den Zweigen spannen sich gut sichtbar tautropfenbesetzte Netze von Spinnen und dann von oben vereinzeltes Rufen und Kreischen vorbeiziehen-der Krähen ... von Weiter das Dröhnen der Verbindungsstraße von S. nach P. (....)

 

 

 

 

 

 

 

(PHOTO "Gruppe" von Michael Stoll)

 

 

 

 

Eckhard Frick sj

Wandlung und Opfer: Die Lebenswende als

Bewußtwerden einer schöpferischen Verwundung

 

0. Einstimmung: Der Kampf mit dem dunklen Gott

 

Die nun folgenden Betrachtungen gehen von Bildern aus (inneren und äußeren), die im Herbst 1998 während der Tagung zum Thema der Lebenswende in Schloß Maurach lebendig wurden. Bilder sind C.G.Jung zufolge Ausdruck unserer psychischen Gesamtsituation, der bewußten und der unbewußten. Wie der Bildhauer unbewegte Skulpturen schaffen kann, aber auch bewegte, so vermag unser innerer Künstler einerseits Statik zum Ausdruck zu bringen (depressive oder zwanghafte Starre etwa, aber auch die Festigkeit einer in Treue durchgehaltenen Lebensentscheidung); Andererseits können uns bewegte, fließende, sich entwickelnde Bilder zuwachsen, Szenen, in denen unser Ich sich als gefährdet erfährt (zum Beispiel in einer psychotischen Todeslandschaft) oder aber auf einem Weg, der uns lehrt, wie wir uns in rechter Weise ängstigen können. Wer aber dies gelernt habe, der habe das Höchste gelernt, schreibt Kierkegaard im ,,Begriff Angst" (1844, 171). C.G. Jung nennt diesen Pilgerweg des Ich ins Andere, in die Weite, ins Fremde, letztlich aber in das größere ,,Selbst", den Individuationsprozeß. Die Lebenswende zeigt sich als Bestandteil des Individuationsprozesses in charakteristischen Wandlungsphänomenen:

- Es geht nicht mehr in erster Linie um die Beseitigung von Symptomen, sondern darum, mit ihnen in Einklang gehen, etwa im Sinne Kierkegaards: nicht mehr vor der Angst oder mit ihr vor dem Leben fliehen, sondern lernen, wie ich mich in rechter Weise ängstigen kann. Mit Jakob L. Moreno, dem Schöpfer des Psychodramas: die Rolle (möglichst ,,perfekt") spielen lernen, die das Symptom mir ermöglicht, und so nicht nur ,,Opfer" im passiven Sinn zu bleiben, sondern spontaner Mitspieler zu werden. Freilich kann es auch nach der Lebenswende sinnvoll sein, Symptome zu beseitigen, aber die eigentliche Krankheit, um die es geht, jene ,,zum Tode", beseitigen wir nicht, wir lernen sie auszutragen, bis sie den Tod hervorbringt. Moreno (1937) beobachtete, daß jeder Anwärmprozeß für eine Szene, der lediglich eine Teilpersönlichkeit betrifft, von einem umfassenderen Anwärmprozeß aufgehoben werden kann, vorausgesetzt, der größere Anwärmprozeß beinhaltet den kleineren. Ein Stotterer z.B. wärmt sich nicht nur für das Stottern an (,,warming up to the symptom") und für die begleitenden Emotionen, sondern für ein breiteres Rollenspektrum, als es seiner symptomabhängigen Lebenseinschränkung entspricht. So kam Moreno dazu, das spontane Anwärmen für ,,normale" Rollen mit dem warming up to the symptom zu vergleichen. Im Laufe eines dem Patienten vom Arzt aus therapeutischen Gründen verordneten warming up to the symptom lernt es der Patient, sich in das Symptom hineinzusteigern und eine Fülle von Begleitsymptomen, vor allem negativ affektiver Tönung hinzuzufügen. Sobald nun dem Patienten klar wird, daß die neurotische Rolle nicht ,,von allein kommt", sondern, daß er sie herstellt, verändert sich seine Einstellung: Er kann den Symptombildungsprozeß unterbrechen und ihm eine andere, kreativere Richtung geben. Dies ist die neue Sicht nicht nur neurotischer Symptome, sondern möglicherweise auch schwerer, krisenhafter körperlicher Krankheit, zu welcher uns die Lebenswende einlädt.

- Geistlich gewendet: Die Gottesfrage wird wieder neu und persönlich wichtig: Durch Abschied von der Kirche? Durch Wiedereintritt? Es ist kein Kämpfen gegen den elterlichen Gott mehr, gegen Begriffe und Ideologien, sondern ein Kampf mit Gott selber. Freilich können wir auch diese Wandlung des Gottesbildes verfehlen, im Schablonenhaften, in der Gegenabhängigkeit stecken bleiben. Dann gibt uns das Leben meist später noch eine Chance. Vielleicht stellen wir uns aber auch dem dunklen Gott im Übergang der Lebenswende wie Jakob an der Jabboqfurt (Genesis 32). Er hat seine Frauen und sein Vieh über den Fluss gebracht und begegnet nun allein, in dunkler Nacht, einem ish, einem unbekannten Er. Jakob ist also mit einem unheimlichen Flussdämon allein, der offenbar das Tageslicht scheut; der Kampf geht bis zum Aufstieg der Morgenröte, bis ihm die Sonne aufgeht. Der Kampf heißt in V.25 ,,ringen" abaq, ein Wortspiel mit Jabboq und mit dem Namen Jakobs, der die Ferse ( äqäv) Esaus festhält und diesen um sein Erstgeburtsrecht betrügt ( äqav). Die Verwundung Jakobs wird in V26a als magische Berührung ng' der Hüftpfanne umschrieben. Durch dieses Berühren will der Unbekannte ein Einhalten im Kampf bewirken. Dasselbe Verbum steht auch euphemistisch ("eine Frau berühren") für sexuelle Beziehungen: Gen 20,6; Spr 6,29. In Jes 53 ist der Gottesknecht ein nagua , ein Berührter, Gestrafter, Getroffener um unserer Verletzungen willen.

"Der sieht, dass er ihm nicht beikommen kann,

und berührt ihn an der Hüfte.

Da renkt sich das Hüftgelenk Jakobs aus

während des Ringkampfs mit ihm." (Genesis 32 V.26).

Die Hüfte steht symbolisch für die verwundete Männlichkeit, z.B. in der Gralslegende, wo der Fischerkönig an der Hüfte, nach manchen Quellen auch an den Hoden, verwundet ist und mit ihm die Gralsburg auf die erlösenden Fragen Parsifals wartet, lange Zeit vergeblich, weil der innocent fool zuerst selber einen Individuationsweg gehen muss.

Auf unser Thema bezogen können wir sagen: Der Mensch in der Lebenswende muss berührt werden, verwundet gerade in seiner Männlichkeit oder Weiblichkeit, vor allem in den unbewußten gegengeschlechtlichen Anteilen. In Träumen tauchen sie als geheimnisvolle Fremde oder als Geschwisterpaar von Anima und Animus auf (Kast 1998).

"[Der Mann] sagt:

Lass mich,

denn aufgestiegen ist die Morgenröte.

[Jakob] sagt:

Ich lasse dich nicht,

es sei denn, du segnest mich." (V.27)

Jakob ist durch die Berührung an der Hüfte keineswegs besiegt. Vielmehr scheint der Kampf unentschieden, deshalb kann Jakob die Bedingung des Segens stellen. brk heisst hier: Übertragen von Kraft. Jakob ist so schwach und stark zugleich, dass er dem Unbekannten Kraft abtrotzen kann. In gewisser Weise ist er dem Nachtdämon sogar überlegen; denn die Zeit arbeitet für ihn.

 

 

 

"[Der Mann] sagt:

Wie ist dein Name?

[Jakob] sagt:

Jakob." (V.28)

Der Namenlose fragt nach dem Namen.Im animistischen Kontext gilt: Wer den Namen eines Geistes weiß, kann diesen zitieren. Namen hängt also mit Verfügenkönnen zusammen. Doch hier ist wieder alles umgedreht. Jakob wird volksetymologisch mit Betrug und Fersenhalterei in Verbindung gebracht, also mit angemaßter Gewalt. Und nun kommt es zu einer Umbenennung:

"[Jener] sagt:

Nicht mehr Jakob wird dein Name sein,

sondern Israel [Gott möge streiten];

denn mit Göttern und Menschen hast du gekämpft (srh)

und hast gewonnen" (V.29)

Hier kommen die Subjekt-Objekt-Verhältnisse vollends durcheinander. Der Name Israels wird auf den kämpferischen Gott hin gedeutet; aber Jakob ist es, der kämpft und obsiegt und er bekommt diesen neuen Namen. Gott oder Götter und Menschen sind seine Unterlegenen, und doch ist es älohim, der ihn mit Autorität umbenennt.

"Da fragt Jakob:

Nenne mir doch deinen Namen!

[Jener] sagt:

Wozu dies, dass du mich nach meinem Namen fragst?

Und er segnet ihn dort." (V.30)

Die animistische Retourkutsche: Die Frage nach dem Namen bleibt unbeantwortet, und bis heute spricht kein gläubiger Jude den Gottesnamen aus, sondern spricht lieber von hshem, von dem Namen. Unbestimmt bleibt, wer mit Jakob kämpfte. Hingegen kommt es zur Übertragung von Kraft durch den Segen, die allerdings den Preis der Wunde und des Hinkens hat:

"Es ruft Jakob

den Namen des Ortes aus: Penuel (Gottesgesicht);

Denn ich habe Elohim [Götter] gesehen

von Angesicht zu Angesicht

und bin am Leben geblieben." (V.31)

"Und es geht ihm die Sonne auf,

als er an Penuel vorbeizieht.

Er aber hinkt an seiner Hüfte." (V.32)

Ihm geht die Sonne auf. Der dunkle Angreifer gehört dem Schaffenreich der Nacht an. Er hat einerseits keine Macht mehr über Jakob. Andererseits können wir sagen, dass Jakob aus Verwundung und Segen Kraft empfängt. Als Verwundeter und Geheilter zugleich kann er weitergehen und anderen zum Segen werden.

1. Zwei Perspektiven der Individuation:

 

E i n e r s e i t s : Der Individuationsprozeß läuft von selbst ab, d.h. er beginnt am Anfang unserer Existenz, indem sich aus dem mütterlichen ,,Meer" unseres Unbewußtes bewußte Inseln bilden, die den Ich-Komplex bilden. Das ,,von selbst" wird durch biologische Metaphern (Wachstum: Samen und Pflanze, psycho-sexuelle Reifling) oder durch physikalische ausgedrückt, wie z.B. die Parabel von der Geschoßparabel:

"Wie die Flugbahn des Geschosses im Ziel, so endet das Leben im Tod, der mithin das Ziel des ganzen Lebens ist. Selbst dessen Aufstieg und sein Höhepunkt sind nur Stufen und Mittel zum Zwecke, das Ziel, nämlich den Tod, zu erreichen" (JUNG GW 8, § 448).

A n d e r e r s e i t s : Die Individuation ist Arbeit, Mühe, Kampf, Auseinandersetzung mit dem Schaffen und anderen Gestalten des anderen im eigenen Unbewußten: Sowohl die Analyse als auch die Exerzitien des Ignatius von Loyola beschreibt Jung als Schauplatz, als Chance für diesen aktiven Prozeß. Metaphern hierfür sind die Vierzahl (bzw. die noch nicht erreichte Ganzheit) und insbesondere Kreuzessymbolik. Jedoch: Auch wenn unser um größere Bewußtheit kämpfendes, meditierendes, gestaltendes Ich sich um die Individuation müht wie ein Held: Letztlich läuft die Individuation auf das Selbst zu, hat ihr Ziel und ihre Kraft von einem anderen größeren Zentrum. Dieses Zentrum nannte Jung in paradoxer Weise das Selbst. Damit meint er gerade nicht die Ichbezogenheit, Egozentriertheit, sondern die Dezentrierung, das ,,Opfer" des eigenen Ich, ,,Selbstopfer des Mystikers" nach Neumann. Die Verwundung ist nun nicht mehr äußerlich, z.B. projiziert auf behinderte Mitmenschen. Sie wird als eigene Wunde, als Spur des eigenen Kampfes am je persönlichen Jabboq mit meinem Gott er-innert. (Frick 1996a) Zur Zeit der Lebenswende tritt aber nicht nur die Verwundung als Grenze meiner Vitalität, sondern die Grenze schlechthin, der Tod, häufiger und anders in unser Gesichtsfeld. Wir beginnen zu ahnen, daß er die Frucht unseres Lebens ist (Remmler 1998).

 

 

2. Der Archetyp des Opfers

 

Der Begriff des ,,Opfers" kann moralinsauer, überichhaft mißverstanden werden als ,,aufopfernde" Selbstvergessenheit depressiver Menschen, die sich für andere verzehren und dabei ,,ausbrennen". Besonders Frauen werden durch Gewalt von außen oder innen zu Opfern gemacht, und deren Lebenswende besteht gerade in der Befreiung aus der Opferrolle. Theologisch gesehen steht das Opfer unter dem Verdacht eines vorchristlichen Handelns mit der Gottheit, einer ,,typisch katholischen" Werkgerechtigkeit oder eines patriarchal-sadistischen Gottesbildes. Allen diesen Mißverständnissen ist eine mehr oder minder unbewußte geheime Absicht gemeinsam, die aber im wirklichen Opfern, d.h. in der reinen Gabe, aufgegeben, mitgeopfert werden muß:

,,Man soll wissen, daß man sich selber gibt oder aushändigt und daß daran immer entsprechende Ansprüche geknüpft werden, um so mehr, je weniger man davon weiß. Erst diese Bewußtheit garantiert, daß das Geben auch wirklich ein Opfern ist. Denn wenn ich weiß und zugebe, daß ich mich selber gebe oder drangebe und hierfür nicht bezahlt sein will, dann habe ich meinen Anspruch, d.h. einen Teil von mir geopfert. Daher bedeutet jedes Geben mit aufgehobenem Anspruch, d.h. ein Geben à fonds perdu in jeglicher Hinsicht, ein Selbstopfer.

Das gewöhnliche Geben, das nicht wieder bezahlt ist, wird wie ein Verlust empfunden. Das Opfer aber soll wie ein Verlust sein, damit nämlich der egoistische Anspruch sicher nicht mehr besteht. Die Gabe soll daher, wie schon gesagt, so gegeben sein, wie wenn sie vernichtet worden wäre. Weil sie nun mich selber darstellt, so habe ich in ihr mich selber vernichtet, d.h. mich selber ohne Erwartung weggeben. Dieser beabsichtigte Verlust ist aber insofern und von einer anderen Seite betrachtet kein wirklicher Verlust, sondern im Gegenteil ein Gewinn, denn das Sichopfernkönnen beweist das Sich-Haben. [...]

Mit dem Opfer beweist man, daß man sich hat, denn das Opfern ist kein Sich-Nehmen-lassen, sondern eine bewußte und gewollte Abtretung, welche beweist, daß man über sich selber, d.h. über das Ich, verfügen kann. Damit wird das Ich zum Objekt des sittlichen Handelns, denn ,,ich" entscheide dann aus einer Instanz, die meiner Ichhaftigkeit übergeordnet ist (C.G. Jung, Das Wandlungssymbol in der Messe, GW 11 § 390).

Diese höhere Instanz bezeichnet Jung als das ,,Selbst", aus dem unser Bewusstsein im Lauf der Entwicklung und jeden Morgen neu ,,erwacht", und das zugleich das Ziel unseres Lebens darstellt. Das eucharistische Mysterium verwandelt ,,die Seele des empirischen Menschen, der nur ein Teil seiner selbst ist, in ihre Ganzheit, die durch Christus ausgedrückt ist. Man kann daher in diesem Sinne die Messe als Ritus des Individuationsprozesses bezeichnen" (aaO § 414).

In seiner Arbeit über das Wandlungssymbol in der Messe weist Jung auf den paradoxen Umstand hin, daß die christliche Kirche das Mysterium zur öffentlichen Veranstaltung machte, das Innerste nach Außen kehrte, indem sie die Messe in allgemein zugänglichen Räumen zu feiern begann. Heute sehen viele in der Messe einen äußerlichen, allerdings schwer verständlichen Ritus, von dem sie sich vielleicht freimachen wollen wie von einem traditionellen und infantilen Überbleibsel. Spiritualität ist für sie Verinnerlichung, Entdeckung des inneren Gottes und der inneren Kirche, jenseits aller Riten. Leicht wird darüber vergessen (auch innerkirchlich und auch von Priestern als ,,Verwalter" sakramentaler Symbole), dass die Messe eben diesen inneren Wandlungsprozeß symbolisiert. Als Sohn eines evangelischen Pfarrers entdeckte Jung die Symbolik der Messe erst spät und in einem umfassenden archetypischen Kontext. Vielleicht braucht es Trockenheit, Krise, Rebellion, um nach der Lebenswende neu zu entdecken, was in der Kindheit scheinbar selbstverständlich war.

Zu den Mißverständnissen, von denen ich mich in der Lebensmitte befreien soll und kann, gehört das Bild eines grausamen Gottes, der ein Opfer von mir verlangt. So verstehen viele die Geschichte Abrahams, der seinen Sohn Isaak ,,zur Darhöhung höhen" soll, wie Martin Buber Genesis 22,2.13 übersetzt. Für gewöhnlich lesen wir ,,opfern" und tun dies im Kontext unseres eigenen Gottesbildes oder unseres eigenen abgelehnten Gottesbildes. Martin Bubers sperrige Übersetzung erinnert uns jedoch daran, daß ,lh in der Grundform ,,hinaufgehen" und in der hier verwendeten kausativen Form ,,hinaufbringen", ,,hinaufsteigen lassen" bedeutet. Gewiß gehört ,,opfern" zum Bedeutungshof dieses Verbums und des Kapitels Genesis 22. Aber auch anderes, wie derjenige erfährt, der die Geschichte bis zum Ende liest, nicht ohne eigene Erschütterung. C.G. Jungs kühne Interpretation hilft uns, über die personalistische Deutung (Einzelschicksal Abrahams) hinauszugehen und das Opfer archetypisch zu sehen, d.h. auf dem Hintergrund der Ich-Selbst-Achse, die meiner Selbst-Beziehung zugrunde liegt und damit auch meinen Beziehungen zu anderen Menschen. Jung interpretiert nicht interpersonal (zwischen Abraham und Isaak), sondern intra-personal, innerhalb der Persönlichkeit, in der er einen Abraham- und einen Isaakpol unterscheidet:

 

 

,,Das Selbst ist der Opferer, und ich bin die geopferte Gabe, das Menschenopfer. Versetzen wir uns einen Augenblick in die Seele Abrahams, der seinen einzigen Sohn aus übermächtigem göttlichen Gebote heraus opfern sollte. Würde ein Vater unter solchen Umständen, jenseits von Mitleid mit dem Sohn, nicht sich selber als Opfer fühlen und den Stich des Opfermessers in seiner eigenen Brust empfinden? Ja, er wäre Opferer und Geopferter zugleich. Da nun das Verhältnis des Ich zum Selbst demjenigen des Sohnes zum Vater entspricht, kann gesagt werden, daß das Selbst, indem es uns zum Selbstopfer zwingt, an sich selber den Opferakt vollzieht" (GW 11 § 397f).

 

 

3. Begegnung mit dem göttlichen Jäger: Die notwendige Verwundung in der Lebensmitte

 

,,Wenn wir schon älter sind, ist es uns nicht schon leise und scheu, aber wie in unsagbarem Entzücken, das man sich selber nicht zu gestehen wagt, vorgekommen, wir hätten den Eindruck, wir könnten der Liebe Gottes nicht mehr entlaufen, der göttliche Jäger habe sein Wild, das ihm immer entfliehen will, schon so umstellt, daß es eigentlich nur noch in seligem Zittern warten könne auf den Augenblick, wo es endgültig seine Beute werde?"

Karl Rahner (1960, 104) hat einen anderen Aspekt des verwundeten Gottes hervorgehoben: Wie ein Jäger sucht uns Gott und verfolgt uns, bis er uns gewissermaßen zur Strecke bringt. Verwunden, Jagen ist hier Metapher für die göttliche Liebe. Jedoch: weil wir uns tatsächlich als die Gejagten, Verfolgten erfahren und als älter werdende Menschen im Kampf mit dem dunklen, verwundenden Gott, ist Gott der Suchende auch in dem, was wir als verfolgenden Gott erleben.

Ignatius von Loyola und der von ihm gegründete Jesuitenorden werden gern ,,militärisch" verstanden. Obwohl Ignatius Offizier gewesen ist und es in der Geschichte der Gesellschaft Jesu gelegentlich kasernenhaft zugegangen sein mag, liegt hier doch nicht das Entscheidende. Richtiger schon ist es, Ignatius als den verwundeten Soldaten zu sehen. Als Verwundeter wird er zum Helden, zum Mystiker, der ,,Gott in allen Dingen findet". Als Dreißigjähriger, am Pfingstmontag 1521, verteidigt er mit seinen Leuten die Festung Pamplona gegen eine französische Übermacht. Äußerlich zermettert ihm ein Geschoß den rechten Unterschenkel, verletzt den linken schwer, so daß er Monate lang nicht nur um eine Wiederherstellung seiner ritterlichen Gestalt ringt (er liebte engansitzende Stiefel), sondern auch ums physische Überleben. Innerlich ist er an diesem Pfingstmontag in die Neuzeit eingetreten. Viele seiner Ritter-, Minne-, Helden- und Heiligenideale gehören zwar noch ins Mittelalter. Ganz und gar modern ist jedoch sein Weg zu einer persönlichen Spiritualität, in die er auf dem selbsterfahrenen Weg der Exerzitien ungezählte Frauen und Männer einführen wird, unter den argwöhnischen Augen der Inquisitoren.

Jung hat den Träumen, Freuds ,,Königsweg" zum Unbewußten, einen nicht minder wichtigen, allerdings ,,höckerigen" Weg zur Seite gestellt, nämlich den Weg über die ,,gefühlsbetonten" Komplexe. Was wir vermeiden, worüber wir stolpern, was uns dennoch lebenslang anhängt, eben unsere Komplexe, bietet uns zugleich eine Individuationschance. Neurosen und spirituelle Krisen, die nicht unbedingt krankhaft sind, entzünden sich nun an vier archetypischen Verwundungen, die allesamt die Lebensmitte charakterisieren:

 

 

- Der Schatten: alles was ich nicht sein will oder kann und doch auch bin, die Summe der

ungelebten Möglichkeiten

- Meine ,,inferiore Furktion", z.B. das introvertierte Fühlen eines extravertierten Denkers

- Anima und Animus als geheimnisvolles innerseelisches Geschwisterpaar, meine

unbewußte Weiblichkeit / Männlichkeit als spirituelle Auseinandersetzung mit den

Elternkomplexen (Kast 1998)

- Das Selbst, als verborgenes Drittes gefunden, mir geschenkt, über meine Ich- und Du-Bezogenheit

hinaus, C.G.Jung zufolge empirisch nicht vom Gottesbild zu unterscheiden.

Archetypische Vorbilder: Jona im Fischbauch, Jakobskampf: ,regalada llaga' (köstliche

Verwundung) nach Johannes vom Kreuz

 

Alle vier Bereiche sind vor der Lebensmitte weitgehend unbewußt, was nicht heißt, daß sie ohne Auswirkungen wären. Im Zenit der Lebenswende sind sie konstelliert, und zwar so, daß sie sich mehrere Jahre lang störend, ärgerlich, besitzergreifend, verwundend bemerkbar machen. Zwar nicht schulmäßig als nacheinander gestellte Aufgaben, aber doch mit einer gewissen Gesetzmäßigkeit und mit der Weisheit des Unbewußten, das nicht nur Krisen provoziert und Kindlich-Neurotisches zerstört, sondern auch schöpferisch-konstruktiv ist.

 

 

4. Aus-ein-ander-setzung: Vom Außen zum Innen und vom Innen zum Außen

 

In seiner Typologie hat Jung jede der vier seelischen Funktionen (Denken und Fühlen als urteilende, Empfindung und Intuition als wahrnehmende Funktionen) mit einer Einstellung (Intro- oder Extraversion) verknüpft: Die seelische Energie des extravertierten Menschen fließt nach außen, zu den umgebenden Dingen und Personen. Die Lebenswende läßt uns nicht nur über unsere ,,inferiore Funktion" stolpern: Die Denker treten in den Fettnapf, wo ein Fühlurteil gefragt ist, also die Antwort auf die Frage: ,,Was ist gut für mich und meine Umgebung?"; die Intuitiven straucheln dort, wo Empfindung, also Realitätssinn gefragt ist usw. Die Wunde besteht jedoch nicht nur in meiner rebellischen inferioren Funktion, sondern auch in der Krise meiner Einstellung (Intro- oder Extraversion) zur Welt. Der Extravertierte muß nach innen gehen. Der oder die Introvertierte läßt sich hingegen nicht von seiner Umgebung ansprechen, reizen, sondern findet das Gesetz des Handelns und Erlebens in sich selbst. Er wird also in der Lebensmitte eher die objektiven, in der außeren Welt liegenden Impulse entdecken. Unsere westliche, auch spirituelle Welt, ist C.G.Jung zufolge extravertiert: Bibel, Tradition und Kirche gehören ebenso zur äußeren Realität wie Familie, Gesellschaft, Gruppierungen, mit anderen Institutionen teilen auch geistliche die Gefahr der Veräußerlichung, unter der Jung schon als Kind, in der Auseinandersetzung mit seinem Vater, einem evangelischen Pfarrer ohne wirkliche spirituelle Erfahrung, litt.

 

 

 

Schon TAULER wußte, daß die Introversion der Lebensmitte sich oftmals zunächst an Fluchttendenzen und äußerlichem Aktivismus zeigt:

,,Werden sie von innen berührt, so brechen sie sofort auf (und ziehen) in ein anderes Land oder einen anderen Ort. So kommen sie zu nichts; stets beginnen sie eine neue Lebensweise, und viele rennen so in ihr eigenes Verderben. Bald wollen sie ein Leben der Armut führen, bald sich in eine Klause zurückziehen, dann wieder in ein Kloster gehen" (H 257). ,,Diese Drangsal hat manchen (zur Wallfahrt) nach Aachen oder Rom oder unter die Armen und in Klausen getrieben. Je mehr sie draußen suchten, um so weniger fanden sie. Und manche fallen (in ihrem Streben) wieder auf den Gebrauch vernünftiger Bilder zurück, spielen mit ihnen, da sie die Bedrängnis nicht (bis zu Ende) durchleiden wollen, und stürzen ganz und gar in die Tiefe"(H 474, zit. in Schneider 1993, 117f.)

Den Umschwung nennt TAULER ,,Durchbruch" oder ,,Überslag"

Es ist spirituelle und therapeutische Erfahrung, daß der typologische Umschwung, besonders die Aus-ein-andersetzung, der Kampf zwischen Außen und Innen auch ein Jakobskampf ist, ein Kampf mit dem nach uns jagendem Gott, wie Johannes TAULER sagt: " wie der mensche gejaget wurt mit den hunden maniger leige bekorungen [nhd. Bekorung: altes Wort für "Versuchung"]; wie Got etteliche jaget durch den strit des inneren und usseren menschen." Die gegenseitige Suche von Gott und Mensch findet im Grund der Seele statt:

,,Dieser Grund muß gesucht und gefunden werden. In dieses Haus muß der Mensch gehen und alles, was sinnlich ist, muß ihm verlorengehen; und ebenso all das, was (ihm) mit den Sinnen zugetragen wird und in (ihn) hineingetragen wird an Bildern und Formen; und entfallen muß ihm alles, was die Phantasie, die Einbildungskraft und alle sinnlichen Vorstellungen in ihn getragen haben in der ihnen eigenen Weise; ja er muß darüber hinaus auch den Bildern der Vernunft und ihren Wirkungen nach vernünftiger Weise und ihrer Wirksamkeit entsagen. Sobald der Mensch in dieses Haus kommt und Gott da sucht, so wird das Haus umgekehrt, und dann sucht Gott ihn (den Menschen) und kehrt das Haus um und um, wie einer, der sucht; das eine wirft er hierhin, das andere dorthin, bis er findet, was er sucht ... Darin besteht das Umkehren dieses Hauses und die Art, in der Gott den Menschen sucht; alle die Weisen, solche und andere, welcher Art sie auch seien, in der Gott sich dem Menschen darstellt, werden dem Menschen, sobald Gott in dieses Haus, in diesen inwendigen Grund kommt, völlig entzogen, und alles wird so völlig umgekehrt, als ob er es nie besessen hätte" (TAULER, zit. in Schneider 1993, 84f).

Wird die göttliche Jagd nach dem Menschen angenommen, so kommt es zwangsläufig zu einer Krise des Gottesbildes, nach C.G.Jung empirisch ununterscheidbar vom Selbst. Diese krisenhafte Entwicklung geht allerdings viel tiefer als theologische Spekulationen oder als quasi-therapeutische Retuschen am Gottesbild, das unmodern, neurotisch oder aus irgendwelchen anderen Gründen nicht genehm erscheint. Die Krise führt nach TAULER zum ,,Erleiden" Gottes, dessen Vorbild das Godliden Jesu ist, d.h. seine Gottesverlassenheit am Kreuz ist. Diese Gottesverlassenheit ist die weseliche kere, um die es in der Lebensmitte geht (TAULER, zit. in Schneider 1993, 99 V 169,3).

 

 

 

 

  • 5. Die Lebenswende als Bewußtwerden des mystischen Menschen
  • Der Uroboros, die sich in den Schwanz beißende Kreisschlange, symbolisiert den Ursprungszustand der Verschmelzung von Ich und Nicht-Ich. Der "mühsame Heldenweg des Ich ins Bewußtsein und ins Leiden" wird gefährdet durch den Zauber und die Verführung, das "Paradies der ungespaltenen Einheit und Vollkommenheit" wieder aufzusuchen. "Für den modernen Menschen ist das Dasein auseinandergetreten in Welt und Selbst, die als Außen und Innen den Stand des Ich in der Mitte umschließen" (Neumann 1948, 323). Die unreife, uroborische Mystik möchte am Urzustand festhalten, widersetzt sich den unausweichlichen Wandlungen, die das Ich durch Weltbezug und durch den Kampf mit inneren und äußeren "Drachen" durchlaufen muß. Andererseits bleibt aber das Ich auf seinem Individuationsweg "auf das Schöpferische, das heißt auf die Spontaneität des Nicht-Ich" angewiesen, "das sich im schöpferischen Prozeß offenbart, und das seinem Wesen nach numinos ist. Die Begegnung mit dem Numinosen bildet die `andere Seite` der Bewußtseinsentwicklung, und sie ist ihrem Wesen nach `mystisch` "( Neumann 1948, 324).

    C.G. Jung hat die ignatianische Mystik des Gott-in-allen-Dingen-Findens als extravertierte (im Unterschied zur indischen, introvertierten, Mystik) charakterisiert. Neumann fügt hinzu, daß Ignatius seine Mystik "re-dogmatisiere", an die äußere, kirchlich vermittelte Norm anpasse, um einerseits seine innere Erfahrung zu schützen und andererseits den Einwänden der bischöflichen Inquisitoren zu begegnen, die ihn, den charismatischen Laien, mehrfach als alumbrado verdächtigten. Der Individuationsweg der Exerzitien war neu und revolutionär, eine Mystagogie, persönliche Einführung in die Mystik.

    Neben diesem bleibenden extravertierten Zug in der Persönlichkeit des Ignatius und in seiner Mystik sind die Exerzitien aber auch eine typologische Wende zur Introversion, und zwar sowohl biographisch als auch in der Methode der Exerzitien, einer ,,Introversion auf Zeit" (Frick 1996b). Letztlich sind jedoch Extra- und Introversion überwunden in der Zentroversion. Das Selbst ist (im Zeichen des Uroboros) Gesamtumfang, Aufgang und Untergang der Persönlichkeit und es ist Mitte, "unerreichbarer psychischer Atomkern", um den das mystische Ich "leidend herumgeschleudert wird" (Neumann 1948, 330).

    Die ignatianische Mystik, so können wir mit Neumann sagen, ist eine Heldenmystik der Lebenswende, einer Verinnerlichung, Ein-Bildung des Kreuzes, nicht mehr als äußeres Zeichen, sondern als Wandlungssymbol des In-Christus-Sein. Es ist ein Opfer, allerdings jenseits der neurotischen Steuerung durch das Überich. Mein Ich lernt es, sich absichtslos hinzugeben. Nicht im Sinne einer Leistung, für die ich Belohnung erwarte, sondern als Weitergabe, Fruchtbarkeit, Transzendenz meines Lebens. Jung kommentiert dies in seinem Exerzitien-Seminar:

    "So sehen Sie, daß entsprechend dieser Konzeption der Schmerz zwischen den Gegensätzen, der aktuelle Konflikt, die Manifestation Gottes ist. Aber natürlich ist das Kreuz nicht nur Symbol des Leidens, sondern auch der Erlösung, denn das für uns vergossene Blut Christi ist die medicina catholica, der reinigende Strom, in dem wir von unseren Sünden absolviert und von der Krankheit unserer Abwendung, unserer Distanz von Gott geheilt werden können. So ist das Kreuz Rettung; wer das Kreuz und den Konflikt akzeptiert und wer im Zentrum der großen Weltgegensätze steht, hat Rettung gefunden, denn was Leiden bringt, bringt auch Rettung.

    So ist Trennung von Gott Trennung vom Kreuz und Trennung vom Kreuz ist Abkehr von Gott.

    M. a.W.: Der Mensch, dem es gelingt, dem Konflikt auszuweichen, ist von Gott getrennt und in einem Zustand der Todsünde. Es ist jetzt ganz klar, daß der in Christus manifestierte leidende Gott ein Widerschein des menschlichen Wesens selbst ist. In der Imitatio Christi versuche ich, mich mit dem Leiden Christi zu vereinen. Insofern mir das gelingt, bin ich sozusagen der leidende Christus selber, aber doch nur insofern, als ich mich Christus übergebe. D.h., daß ich ganz meinem wertlosen Ich entsagen muß, es Christus übergeben, so daß ich in den Leib Christi durch seine Wunden eingehe und mein Ich vom Leib Christi absorbiert wird (vgl. Gal 2,20)" (JUNG 1940, 122f).

    Durch den mystisch vermittelten Individuationprozeß erlange ich eine realistischere Sicht des eigenen Ich, das die Führung durch das Selbst akzeptiert (Ich-Selbst-Achse), und auch eine gewisse Transparenz der Welt. "Hier gilt nicht mehr die Weit-Außenschau des Extra- und nicht mehr die Welt-Innenschau des Introvertierten, sondern ein Drittes" (Neumann 1948, 364). Die ignatianische Methode führt methodisch zu einer introvertierten "Abgeschiedenheit", deren Ziel jedoch nicht Weltflucht ist, sondern Betrachung (contemplación) der Welt mit den Augen Gottes:

    "Wenn in jedem Ding und in jeder Situation ein numinoser Hintergrund aufleuchten kann, der zur mystischen Begegnung führt, wird alles in der Welt zum Symbol und wird Teil des Numinosen, und die vom uroborischen Mystiker angeprangerte Welt erweist sich in einem unheimlichen Sinn als "gott-trächtig" und göttlich. (...) Für dieses symbolische Leben gilt gerade die Schicksalsfülle des Seins in der Zeit, nicht des Seins außerhalb der Zeit. Denn in jeder Einmaligkeit, in jeder Situation und in jedem Menschen tritt immer die Ganzheit des schöpferischen Hintergrundes dem Ich gegenüber" (Neumann 1948, 367).

     

     

    Karl Rahner zufolge wird der Christ der Zukunft ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein. Das Mystische in der Lebenswende besteht in einer Aus-ein-ander-setzung, einem neuen Zueinander von Innen und Außen. Es entsteht der Typus des sozial engagierten, politisch fühlenden Mystikers. Es konstelliert sich (mit Rilke gesprochen) ein WELTINNENRAUM, in dem wir uns selbst, die anderen und Gott suchen.

    "Wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein", rät Jesus im Lukasevangelium (14,12). Der Mensch in der Lebensmitte wird dies im Sinn seiner sozialen und politischen Verantwortung verstehen. Vor allem aber wird er sich selbst als arm, verkrüppelt, lahm, blind erfahren und aus diesen Verwundungen Kraft schöpfen. Weder in esoterischer Innerlichkeit noch in objektivistischem Fundamentalismus oder Dogmatismus noch in sozialem Aktivismus. Sondern in einer neuen, absichtslosen ,,Seligkeit" des sich opfernden Ichs: ,,Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten".

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Literatur:

     

    Frick, Eckhard: Durch Verwundung heilen. Zur Psychoanalyse des Heilungsarchetyps.

    Göttingen/Zürich (1996a)

    Bewusstwerden des typologischen Umschwungs in den "Exerzitien" des Ignatius von Loyola.

    In: Analytische Psychologie 27 (1996b) 89-118.

    Jung, Carl Gustav: The process of individuation. Exercitia spiritualia of St. Ignatius of Loyola. Notes on lectures given at the

    Eidgenössische Technische Hochschule, Zürich. June 1939 - March 1940.

    Kast, Verena: Animus und Anirna. Zwischen Ablösung von den Eltern und Spiritualität.

    In: Die Weise von Liebe und Tod. Psychoanalytische Betrachtungen zu Kreativität, Bindung und

    Abschied, Hg. Eckhard Frick / Roland Huber. Göttingen 1998, 64-78.

    Kierkegaard, Sören: Der Begriff Angst, Hamburg 1984

    (1844)

    Moreno, Jakob Levy: Das Stegreiftheater. Berlin 1 Potsdam 1923.

    Inter-Personal Therapy and the Psychopathology of Inter-Personal Relations.

    In: Sociometry, A Journal of inter-personal relations 1(1937), 12.

    Neumann, Erich: Der mystische Mensch. Eranos 16 (1948) 317-374.

    Rahner, Karl: Von der Not und dem Segen des Gebetes. Freiburg 1960.

    Remmler, Helmut: Sterben und Tod in der Musik Bachs und Mozarts. In: Die Weise von Liebe und Tod.

    Psychoanalytische Betrachtungen zu Kreativität, Bindung und Abschied, Hg. Eckhard Frick / Roland

    Huber Göttingen 1998, 213-221.

    Schneider, Michael: Krisis. Zur theologischen Deutung von Glaubens- und Lebenskrisen. Ein Beitrag der theologischen

    Anthropologie. Frankfurt a.M. 1993.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Folgende Ramsperger Hefte sind erschienen und unter

    - Michael Stoll, MERGAT@t-online.de

    zu beziehen:

     

    Heft 1 -------- Heinrich Spaemann, Ein geistliches Gespräch

    Michael Stoll, Auf dem Berg

    Heft 2 -------- Katharina Ost, Sankt Wendelin --- Die Legende des hl. Wendelin

    als Beschreibung eines Individuationsprozesses

    Heft 3 -------- Detlef Witt, Machen wir uns endlich auf die Socken" --- Meditation, Religion und

    Zukunft des Menschen. Ein geistliches Gespräch

    Heft 4 -------- Eckhard Frick SJ, Wandlung und Opfer: Die Lebenswende als

    Bewußtwerden einer schöpferischen Verwundung

    Michael Stoll, Wenn die Ameise ihre Schatten wirft ..."

    Ein literaischer Rückblick auf ein Seminar zum Thema Lebens-Wende

    Der Therapeut Hermann Freund und der Seelsorger Bruder Jakobus wollten etwas zusammen t u n; also planten sie ein Seminar zum Thema Lebens-wende, was gleichermaßen ein zentrales Thema ihres je eigenen Lebens und Arbeitens ist.

    Das Seminar im malerisch am Bodensee gelegenen Kloster Maurach war ein Experiment und offenbarte wie dieses vorab nicht Gewußtes und Überraschendes; Das Heft IV der RAMSPERGER HEFTE berichtet von dieser Begegnung, und dient so der einem Experiment wichtigen Nach-lese .

    Die Lebenswende ereignet sich, von ihr zu sprechen erscheint problematisch, da die Klarheit von Begriffen jener "dunklen Nacht", die Bestand eines Wende-Erlebens ist ent-gegensteht; dennoch kann in vorsichtiger Annäherung der Versuch unternommen werden, sich diesem Geheimnis zu nähern.

    Zwischen den Disziplinen Wissenschaft und Dichtung suchen Eckhard Frick und

    Michael Stoll als Teilnehmende und Mitwirkende des Seminars im Kloster Maurach auf unterschiedliche Art und Weise die Begegnung im Topos L e b e n s w e n d e.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Autoren

     

    Eckhard Frick SJ

    Dr.med.,M.A., Abteilung für Psychotherapie und Psychosomatik (Leiter: Prof.Dr.med. Michael Ermann) der Psychatrischen Klinik und Poliklinik (Direktor: Prof.Dr.med.Hans-Jürgen Möller) und Arbeitsgruppe Lebensqualität der Abteilung für Hämatologie/Onkologie (Leiter: Prof.Dr. med. Bertold Emerich), Medizinische Klinik Innenstadt ( Direktor: Prof.Dr.med. Peter Scriba) der Ludwig-Maximilian- Universität München

    Psychoanalytiker in eigener Praxis in München (eckhard.frick@hfph.mwn.de).

     

    Michael Stoll

    Lebt und arbeitet als Dichter und Musiker am Bodensee.

    (Hinweis auf Veröffentlichungen) http://home.t-online.de/home/MERGAT/stoll.htm

    .